Love-Scam: Methoden, Kommunikationswege und Tipps für Betroffene und Angehörige
Love-Scammer spielen große Gefühle vor, um schnell an Ihr Geld zu gelangen. Wie Sie die Betrugsmasche rechtzeitig erkennen und was Angehörige tun können, lesen Sie hier.
Unter dem englischen Begriff „Scamming“ versteht man Betrügereien, bei denen Kriminelle unter Vorspiegelung falscher Tatsachen versuchen, rasch Geld zu erbeuten. Erfasst werden davon etwa Phishing, Betrug auf dem Wohnungsmarkt oder auch Love-Scams auf Dating-Portalen.
Was sind Love-Scams?
Unter Love-Scam (auch „Romance-Scam“) versteht man Liebesbetrug im Internet, der häufig auch als moderner Heiratsschwindel bezeichnet wird. Dabei nehmen die Täter oder Täterinnen über Dating-Apps oder Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram Kontakt zu ihren Opfern auf und täuschen vor, an einer Affäre oder Liebesbeziehung interessiert zu sein. Häufig gehören die Scammer professionell agierenden Cybercrime-Ringen an. Sie beherrschen die richtigen Umgangsformen und sind meistens durch gefälschte Identitäten getarnt. Die Täterinnen und Täter bauen über einen längeren Zeitraum eine Vertrauensbasis mit ihren Opfern auf und vereinbaren ein erstes Treffen. Dieses wird dann aber unter dem Vorwand einer Notsituation aufseiten der Scammer abgesagt. Gerne erfinden sie Geschichten von einem Raub oder einem Schicksalsschlag in der Familie und erbeten dringend Geld von ihren Opfern, zumeist per Überweisung über sogenannte Money-Transfer-Dienste. Weitere Notsituationen folgen, um von den Opfern weitere Zahlungen zu erhalten. Betroffene sind dabei durch ihre hohe emotionale Abhängigkeit manipulierbar und werden so rasch um sehr hohe Geldsummen gebracht.
Häufige Arten von Love-Scams:
- Military Love Scam
Bei den „Military Love Scams“ geben sich die Kriminellen als Soldat aus und nutzen diesen Vorwand, um zu vermeiden, sich mit ihrem Opfer persönlich zu treffen. Dabei werden auch häufig angebliche militärbezogene Ausgaben als Deckmantel verwendet, um hohe Geldsummen zu verlangen. - Love Bombing
Beim „Love Bombing“ wird das Scamming-Opfer nach der ersten Kontaktaufnahme in sehr kurzer Zeit mit Nachrichten, Aufmerksamkeit und Liebesgeständnissen überschüttet. So bekommt das Opfer den Eindruck, dem Gegenüber sehr wichtig zu sein, entwickelt rasch Gefühle und bindet sich an die Person. Später verlangen die Täterinnen und Täter freilich Geld oder andere Gefallen. - Catfishing
Bei diesem gängigen Internetbetrug werden die Opfer gezielt von Kriminellen angesprochen, die sich als jemand anderes ausgeben oder sogar eine fiktive Person erschaffen. Die Betrügerinnen und Betrüger achten darauf, die erfundene Person möglichst attraktiv für ihr Gegenüber zu gestalten, sowohl körperlich als auch emotional und intellektuell.
Mehr Infos zu den unterschiedlichen Betrugsmethoden finden Sie im Beitrag „Diese Scamming-Maschen sollten Sie kennen“.
Vom Nigeria-Scam zum Love-Scam
Der Vorschussbetrug oder auch „Nigeria-Scam“ oder „419-Scam“ ist ein bekanntes kriminelles Geschäftsmodell im Internet. Bereits Mitte der 1990er Jahre wurden E-Mails verschickt, in denen den Empfängerinnen und Empfängern Provisionen dafür versprochen wurden, afrikanischen Geschäftsleuten zu helfen, hohe Geldbeträge außer Landes zu schaffen. Die Methoden der „Nigeria Connection“ ändern sich ständig, die Muster bleiben jedoch ähnlich.
Bei Love-Scam wird der Kontakt zu den Opfern in der Regel über soziale Medien oder Dating-Plattformen hergestellt. Der Kontakt wird behutsam aufgebaut, steigert sich und endet in einer vermeintlichen Liebesbeziehung oder sogar einem scheinbaren Heiratsschluss. Irgendwann ersuchen die Täterinnen oder Täter das Opfer um die Zahlung einer hohen Geldsumme. Als Grund werden häufig die Beantragung eines Visums oder Reisekosten genannt. Als vermeintlichen Beweis schicken die Kriminellen etwa gefälschte Pässe an ihre Opfer. Die Täterinnen und Täter schrecken auch nicht davor zurück, Notsituationen, Krankheitsfälle oder Todesfälle in der Familie vorzutäuschen, um schnell an das Geld zu kommen. So nutzen sie das Mitgefühl und die Hilfsbereitschaft der Opfer zu ihren Gunsten aus. Der Geldtransfer kann klarerweise nicht rückverfolgt werden.
Dating-Apps sind ein niederschwelliges Angebot, um neue Menschen kennenzulernen, Bekanntschaften zu schließen oder auch den Traumpartner zu finden. Was Sie für die sichere Nutzung von Online-Dating-Anbietern wissen sollten, lesen Sie im Beitrag „Dating-Apps: Hinweise zur sicheren Nutzung und zu Risiken“.
Je nach Strategie der Kriminellen können ebenso kleinere Geldbeträge gefordert werden, dafür aber regelmäßig bzw. für unterschiedlichste Zwecke. So zum Beispiel als Spende für den Wiederaufbau der lokalen Kirche oder als Gebühr für behördliche Dokumente. Meist treten nach erfolgter Zahlung jedoch unerwartete Ereignisse ein, die weitere Kosten und somit Forderungen an die Opfer nach sich ziehen. Auf diese Weise werden von den Opfern über einen längeren Zeitraum Zahlungen lukriert, die insgesamt viel höher sein können als die Opfer anfangs bereit gewesen wären zu zahlen.
Folgende Schilderungen kommen nach Erfahrung der deutschen Vertretung in Nigeria häufig zum Einsatz:
- Hohe Visumgebühren oder sonstige Kosten sowie teure medizinische Untersuchungen vor der vermeintlichen Reise
- Angebliche Inhaftierung, die nur durch Überweisung einer hohen Geldsumme beendet werden kann
- Dringende und teure Operationen
- Angeblich als Kaution im Hotel einbehaltene Passdokumente, deren Herausgabe erst nach Begleichung der Hotelrechnung erfolgt
- Versprochene Provisionen bei Investitionsvorhaben oder Bauprojekten, die nicht existieren
Wie erkenne ich Love-Scams?
Es gibt einige Merkmale, an denen sich Love-Scams auf Social Media erkennen lassen. Die Ansprache ist immer sehr höflich und erfolgt meistens auf Englisch – mitunter werden die Nachrichten auch in die Sprache des Opfers übersetzt. Die Bilder der Person sind sehr ansprechend und professionell und erwecken einen seriösen Eindruck. Die Profile sind nicht verifiziert. Die Täterinnen oder Täter haben meistens auch sehr interessante oder emotionale Lebensgeschichten und erzählen von Schicksalsschlägen oder persönlichen Verlusten. Sie sind beruflich erfolgreich, häufig als Ärztinnen und Ärzte oder Unternehmerinnen und Unternehmer. Sie bekunden ihr Interesse rasch nach der Kontaktaufnahme. Sie machen viele Komplimente und bekennen schnell ihre Liebe. Sie versuchen dem Opfer deutlich zu machen, dass Entfernung, Sprache, Hautfarbe oder Herkunft keine Rolle spiele, um es unter allen Umständen für sich zu gewinnen. Der Kontakt wird ausschließlich online oder telefonisch gehalten – hierfür werden immer neue Ausreden gefunden.
Wie schütze ich mich vor Love-Scams?
Ein erster Schritt, um zu überprüfen, ob es sich um Liebesbetrug handelt, ist die Google-Bildersuche. So kann schnell festgestellt werden, wo ein Foto sonst verwendet wurde – oft stößt man hier auch auf den richtigen Namen der Person. Wenn die Bilder in unterschiedlichen Dating-Profilen mit anderen Namen und Lebensgeschichten auftauchen, ist das ein sicherer Hinweis auf Betrug. Bei einem Verdacht sollte der Kontakt sofort abgebrochen und das Profil bei der jeweiligen Plattform gemeldet werden. Geldzahlungen sind jedenfalls zu vermeiden. Außerdem sollten niemals persönliche Daten, wie Fotos oder Videos, mit den Kriminellen geteilt werden. Außerdem ist es empfehlenswert, auch Verwandte und Bekannte zu informieren sowie Anzeige bei der Polizei zu erstatten.
Tipps für Angehörige von Betroffenen
Für Außenstehende kann der Betrug zunächst belastend sein, da dieser klar ersichtlich ist, das Opfer sich aber nicht davon überzeugen lässt. Betroffene bleiben häufig in ihrer Illusion gefangen. Es ist daher empfehlenswert, sie nicht unter Druck zu setzen, sondern ein offenes Ohr und Unterstützung anzubieten. Wenn Hinweise auf Liebesbetrug vorliegen, können diese ruhig und respektvoll an die betroffene Person herangetragen werden. Opfer brauchen häufig mehrere Anläufe und sichere Beweise, um den Betrug einzusehen – Geduld und Verständnis sind hier besonders wichtig.
Wie Sie am besten reagieren, wenn eine nahestehende Person auf einen Love-Scam hereingefallen ist und die Betrugsmasche nicht wahrhaben will, können Sie auf der Website von Watchlist Internet nachlesen.
Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria