Dating-Apps: Hinweise zur sicheren Nutzung und zu Risiken
In Österreich verwenden geschätzt etwa 600.000 Personen Dating-Apps. Doch hinter einem schnellen „Match“ können sich Gefahren verbergen. Hier finden Sie Hinweise zu Risiken, Datenschutz und Sicherheit.
Swipe nach links – eine attraktive Person erscheint auf dem Bildschirm. Der Algorithmus kennt das Beuteschema der Userin oder des Users. Trotzdem ein weiterer Swipe nach links. Der nächste Kandidat, die nächste Kandidatin wartet schon.
So einfach funktionieren Dating-Apps
Nach diesem Prinzip operieren die meisten Dating-Plattformen. In nur wenigen Sekunden hat man Flirt-Potenzial auf dem Smartphone. Mittlerweile gibt es auch für jede sexuelle Orientierung und religiöse Ansicht die passende Dating-App. Ein paar Beispiele:
- Auf Tinder kann man seine sexuelle Orientierung angeben. Das Kennenlernen basiert auf dem bekannten Swipe-Prinzip. Tinder ist Teil der Match Group – ein sehr erfolgreiches Tech-Unternehmen, dem auch die Plattformen OkCupid, Hinge, Pairs und OurTime gehören.
- Grindr und Romeo zählen bei männlichen Homosexuellen zu den beliebtesten Dating-Apps in Österreich. Hier findet man Gleichgesinnte in der Umgebung, kann chatten und Treffen vereinbaren. Grindr war bei seiner Einführung im Jahr 2009 übrigens die erste Dating-App, die GPS-Daten in ihre Suchergebnisse einbezog.
- Zoe und HER sind das Gegenstück dazu und auf die weiblich orientierte LGBTQ-Community ausgerichtet.
- Muzz richtet sich an alle Single-Muslime und -Muslimas. Dem Unternehmen zufolge gab es bereits „über 400.000 muslimische Hochzeiten und 300 neue Paare pro Tag dank Muzz“.
- Bei Bumble kann man neben neuen Freundinnen und Freunden oder an einer festen Beziehung interessierten Menschen auch potenzielle Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner finden. Die App soll ein sicherer und freundlicher Ort sein, weshalb es einen strengen Verhaltenskodex für die Nutzung gibt.
Mit diesen Applikationen ist es also sehr einfach geworden, in der Umgebung das nächste Date zu finden. Was auf den ersten Blick so unkompliziert erscheint, birgt allerdings auch Risiken.
Wie sicher sind Dating-Apps?
Beim Installieren von Apps etwa auf einem Computer oder auf einem Smartphone werden Datenschutzeinstellungen häufig gedankenlos akzeptiert. Dennoch empfiehlt es sich gerade bei Dating-Apps, sich genauer mit den entsprechenden Optionen zu beschäftigen. Denn auf solchen Portalen werden sensible Daten mit der Community geteilt, wie etwa private Informationen und Fotos, die nicht in falsche Hände geraten sollten. Vor der Registrierung sollte man daher im Internet recherchieren und Erfahrungsberichte lesen, um sich einen Eindruck von der Seriosität und Sicherheit der App zu verschaffen.
Tipp
Hilfreiche Tipps für die sichere Nutzung von Dating-Plattformen finden Sie auch auf Saferinternet.at
Datenschutz auf Tinder und Grindr
Grundsätzlich gilt: Sobald Sie sich registriert und Ihr Profil erstellt haben, werfen Sie einen Blick auf die Datenschutzeinstellungen. (Diese befinden sich in den meisten Apps unter „Einstellungen“ beziehungsweise „Privatsphäre“.) Tinder etwa gibt sich zwar sehr transparent und sicher, doch sämtliche Häkchen für die Datennutzung sind standardmäßig gesetzt. Wenn Sie Tinder nutzen möchten, gehen Sie also in die Einstellungen und wählen „Datenschutzeinstellungen“ aus. Dort befinden sich drei Funktionen, die Sie deaktivieren sollten:
- Zugriff Marketing
- Zugriffe auf soziale Netzwerke
- Werbezugriff
Dann finden sich in den Datenschutzeinstellungen der App allerdings noch „absolut notwendige Zugriffe“, die nicht abgestellt werden können. Diese seien notwendig für die Funktion der App, heißt es: Google Login für die Anmeldung, Vonage für die Video-Telefonie mit den „Matches“, Spotify für das Teilen der Lieblingssongs. Ob und inwieweit diese Drittanbieter geteilte Daten für ihre Zwecke verwenden, ist nicht ersichtlich. Ein bestimmtes Tool sorgt aber wirklich für Sicherheit: Durch die Aktivierung von Noonlight weiß Tinder, wo und wann ein Treffen stattfindet. Diese mobile App, mit der sich Hilferufe absetzen lassen („Panic Button“), kann auch abseits von Tinder für den persönlichen Schutz verwendet werden.
In den Datenschutzerklärungen von Grindr ist ausführlich nachzulesen, was mit den geteilten Daten (zum Beispiel Standortdaten) passiert, und auch, dass diese für die Funktion der App an Dritte weitergegeben werden. Besonders auffallend: „Zur Vermeidung von Zweifeln“, wie es heißt, wird der HIV-Status, das letzte Testdatum und der Impfstatus (COVID-19) mit all jenen Dienstleistern geteilt, die Daten im Namen von Grindr hosten. Konkret ist dies: Amazon Web Services. Das Unternehmen Grindr LLC musste 2021 wegen Verstößen gegen die Datenschutz-Grundverordnung eine Millionenstrafe zahlen.
Achtung, Love Scam!
Eine große Unsicherheit bei Dating-Apps besteht darin, dass man nie weiß, wer auf der anderen Seite vor dem Bildschirm sitzt. Namen können erfunden, Fotos gestohlen und tragische Geschichten erlogen sein, um Userinnen und User in die Falle zu locken und zu bestimmten Handlungen zu bewegen.
Um keinem Betrug zum Opfer zu fallen, gilt grundsätzlich:
- Chatten Sie nur mit Personen, deren Profile mit Häkchen verifiziert sind. Die Einrichtung dieser Funktion ist zugleich ein Qualitätsmerkmal seriöser Dating-Apps.
- Wählen Sie für das erste Date öffentliche und belebte Orte.
- Überweisen Sie niemals Geld an fremde Personen, auch wenn Sie im Chat darum gebeten werden.
- Verwenden Sie die App ausschließlich in privaten WLAN-Netzen. So können Cyberangriffe vermieden werden.
Hinweis
Weiterführende Informationen finden Sie auch im Beitrag „Diese Scamming-Maschen sollten Sie kennen“.
Dating-Apps bergen ernstes Suchtrisiko
Bedenken Sie, dass Dating-Apps psychologische Tricks anwenden, damit Sie sich möglichst lange mit der App beschäftigen. Für gewinnorientierte Unternehmen ist eine hohe Verweildauer nämlich ein Verkaufsargument gegenüber Anzeigenkunden. Zu diesem Zweck werden Userinnen und User, ähnlich wie in sozialen Netzwerken, psychologisch konditioniert: Likes, Matches und Chat-Nachrichten in der Dating-App sorgen für eine Dopamin-Ausschüttung und damit eine Aktivierung des Belohnungszentrums im Gehirn. Ist das Hormon aufgebraucht, suchen Userinnen und User Nachschub und öffnen neuerlich die App, um weiter „belohnt“ zu werden.
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass potenziellen Partnerinnen und Partnern keine echte Chance gegeben wird, weil man davon ausgeht, nach einem weiteren Swipe nach links jemand Besseres zu finden. Es empfiehlt sich daher, die App zu löschen, sobald eine ernsthafte Beziehung in Aussicht ist. So kann man dem Versuch des Swipens gar nicht erst erliegen. Und der Traum von der großen Liebe könnte doch noch in Erfüllung gehen.
Hinweis
Am 30.05.2023 um 18:30 bis 20:00 fand das Webinar "Wie schütze ich mich vor Love Scams" statt. Der Schwerpunkt lag beim Datenschutz auf Dating-Plattformen.
Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria