Standortdaten: So behalten Sie die Kontrolle

Wer digitale Geräte nutzt, gibt automatisch Informationen über seinen Standort preis. Warum das so ist und was Nutzerinnen und Nutzer dagegen tun können.

Tracking Apps auf Uhr und Handy liegen auf einem Tisch
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Wer Ihren Aufenthaltsort kennt, kann viele Rückschlüsse auf Ihr Leben ziehen: Standortdaten liefern Auskunft über Wohn- und Arbeitsstätte, Aktivitäten und Gewohnheiten – und sogar über soziale Beziehungen. Liegen sie in großen Mengen vor, können selbst aus anonymisierten Standortdaten Bewegungsprofile erstellt werden, über die sich Personen eindeutig identifizieren lassen. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zählt Standortdaten daher ausdrücklich zu den personenbezogenen Daten, mit denen besonders sorgfältig umgegangen werden muss. Dennoch gilt: In anonymisierter Form dürfen Unternehmen die Standortdaten von Nutzerinnen und Nutzern ihrer Firmen-Apps erfassen und verarbeiten – vorausgesetzt, diese haben dafür ihre Zustimmung gegeben.

Datenschätze – wertvoll und gefährlich zugleich

Für Datenhändler sind diese Informationen Gold wert: Sie kaufen persönliche Informationen über Userinnen und User von großen Technologiekonzernen wie Apple und Google, analysieren diese und verkaufen sie an interessierte Unternehmen weiter. Zu ihren Kunden zählen etwa Versicherungen oder Immobilienhändler, die daraus Trends für die Marktbearbeitung ablesen können. Auch Behörden greifen auf Standortdaten zurück: Etwa in der Strafverfolgung, wenn es darum geht, Personen zu überwachen und aufzuspüren.

Standortdaten bergen aber auch Gefahren: Personengruppen, die berufsbedingt mitunter Unmut auf sich ziehen, wie Journalistinnen und Journalisten oder Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, können mit diesen Informationen unter Druck gesetzt und in ihrer Freiheit eingeschränkt werden. Unternehmen, die Geodaten im Management ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder ihrer Fahrzeugflotten einsetzen, erhalten damit auch tiefe Einblicke in Betriebsabläufe. Gelangen diese Informationen in falsche Hände, können sie auch zum Nachteil der betroffenen Menschen verwendet werden.

Wo entstehen Standortdaten?

Standortdaten können über sämtliche Mobiltelefone sowie über alle Geräte übermittelt werden, die mit dem Internet verbunden sind. Nicht nur Handys, Tablets und Notebooks, sondern auch digitale Tools wie Fitnesstracker, Spielekonsolen, smarte Küchengeräte oder Saugroboter können Geodaten übermitteln.

Die wichtigsten Quellen von Standortdaten im Überblick:  

  • Dank Satellitentechnologie ermittelt GPS (Global Positioning System) den Standort von Nutzerinnen und Nutzern auf 20 Meter genau. Dieses System kommt beim Routenplaner auf dem Handy genauso zum Einsatz wie in Fahrzeugen.
  • Schon beim Einschalten wählt sich jedes Handy mit SIM-Card – egal ob Smartphone oder Handy ohne Internetzugang – in die nächstgelegene Funkzelle ein. Der Mobilfunkprovider erfährt unmittelbar, welche das ist. Im Stadtgebiet, wo Funkzellen ein dichtes Netz bilden, ist auf diese Art eine Ortung auf wenige Meter genau möglich.
  • Darüber hinaus werden Standortdaten über WLAN, NFC (Near Field Communication) und Bluetooth erfasst. Ein großes Anwendungsfeld ist das Internet der Dinge: Die von den smarten Gegenständen wie etwa Sprachassistenten gesammelten Informationen werden mit Personen und ihrem Verhalten verknüpft.
  • Über das Internet ermitteln Browser und mobile Apps die Standortdaten ihrer Nutzerinnen und Nutzer. Auch Online-Dienste wie Suchmaschinen und soziale Netzwerke tun das.
  • Die IP-Adresse sämtlicher internetfähigen Endgeräte kann ebenfalls über den Standort Auskunft geben. Sie ermöglicht Werbeunternehmen das sogenannte IP-Geotargeting. Dabei werden Menschen aus einer bestimmten Region zielgerichtet Botschaften übermittelt. Im E-Commerce spielen sie eine wichtige Rolle, aber auch beim Urheberschutz, in der Marktforschung sowie bei der Absicherung von onlinegestützten Bezahlvorgängen.

Hinweis

Das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) bezeichnet die Vernetzung von Gegenständen mit dem Internet. Sie können über Sensoren, Software oder andere Technologien miteinander kommunizieren. Beispiele sind intelligente Türschlösser, virtuelle Assistenten wie Amazons Alexa oder Smartwatches.

Mehr über das Internet der Dinge lesen Sie in unserem Beitrag Sicherheit im Internet of Things.

Datenfreigabe nach Maß

Angesichts dieser Vielzahl von Datenquellen fällt es schwer, keine Informationen über seinen Standort preiszugeben. Doch es gibt Möglichkeiten, die Menge der preisgegebenen Daten möglichst zu klein zu halten. Die Ortung über die IP-Adresse lässt sich durch die Nutzung eines VPN, also eines virtuellen privaten Netzwerks, verhindern. Da sich das Endgerät zunächst mit dem VPN-Server verbindet, scheint nur der Standort dieses Servers als Standort auf. Die allgemeine Standort-Freigabe auf Smartphones lässt sich mit der Funktion „Ortungsdienste“ bei iOS bzw. „Standort“ bei Android ein- und ausschalten.

Tipp

Eine Übersicht über VPN-Dienste, die Sie dabei unterstützen, eine sichere Kommunikation zu gewährleisten, finden Sie in unserem Beitrag Kommunikation und VPN.

App-Befugnisse sorgfältig verwalten

Wenn Sie standortabhängige Dienste wie etwa ein Navigationsprogramm einsetzen, müssen Sie den dazu benötigten Browsern oder Apps die Erlaubnis erteilen, auf Ihren Standort zuzugreifen. Es lohnt sich, die Einstellungen der jeweiligen Apps zu kontrollieren und die Berechtigungen entsprechend anzupassen. Denn längst nicht alle Anwendungen, die eine Standortfreigabe verlangen, sind wirklich darauf angewiesen. Ist es nicht möglich, eine App ohne diese Berechtigung zu nutzen, sollte man lieber auf sie verzichten.

Hinweis

Wie wertvoll der Einsatz von Standortdaten sein kann, zeigt sich in Notfällen: Bei Notrufen an die Nummern 112 (Euro-Notruf) oder 133 (Polizei) wird der Standort der Anruferin oder des Anrufers automatisch an die polizeilichen Landesleitzentralen übermittelt. Basis dafür ist eine EU-Richtlinie, die seit 2020 in Kraft ist.

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2024

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria