Die Online-Flut an Desinformation
Unbestätigte Meldungen kursieren in verschiedensten Formen durch das Internet. Sie zu erkennen ist nicht immer einfach, ihre Verbreitung einzudämmen noch weniger. Wir erklären Ihnen, woran das liegt.
„Die Corona-Pandemie existiert gar nicht, sondern ist ein Plan der Eliten, um die Menschheit zu beherrschen und PCR-Tests sind überhaupt nicht für die Diagnostik von Covid-19 geeignet“ - Solche und andere Desinformation verbreitet sich aktuell im Internet wie Lauffeuer. Jedoch bereits vor der Pandemie kursierten die verschiedensten Falschmeldungen zu diversen gesellschaftsrelevanten Themen im Netz und wurden tausendfach geteilt. Die Dynamik des Verbreitens von heutzutage als „Fake News“ (auch Falschmeldungen oder Desinformation) bekannten Meldungen wurde besonders in den letzten Jahren durch die voranschreitende Digitalisierung und das Aufkommen der Sozialen Medien verstärkt.
Warum verbreitet sich Desinformation?
Nicht jeder Beitrag, der im Internet veröffentlicht wird, geht viral. Laut einem Bericht des Harvard Business Reviews funktionieren Inhalte, die humorvoll, emotional, unkonventionell oder interaktiv sind, am besten. Auch im Printjournalismus ist das kein unbekanntes Phänomen und der Grund dafür, warum Boulevard-Medien häufig eine breitere Leserschaft besitzen als etwa ein vergleichsweise „trockenes“ Wirtschaftsblatt. Dazu kommt, dass viele Social-Media-Nutzerinnen und Nutzer nur die reißerischen Überschriften der Beiträge lesen und so etwaige Ungereimtheiten im Text unentdeckt bleiben. Entspricht der Titel oder der emotionalisierte Inhalt dem Interesse und der Einstellung der Internetuserin oder des Internetusers, wird er sogleich kommentiert oder ganz einfach per Mausklick mit Freunden, Followerinnen oder Followern geteilt. Problematisch wird diese Vorgehensweise besonders dann, wenn solche Inhalte unhinterfragt wiedergegeben und verbreitet werden. Auch die Initiatoren von Desinformation machen sich dies zu Nutze. Überspannte und zum Teil frei erfundene Formulierungen, die vor allem auf die Ängste der Masse abzielen, wirken wie „Brandbeschleuniger“. Die Algorithmen, die Sozialen Medien wie Facebook zugrunde liegen, tun dabei ihr Übriges: Meldungen mit vielen Kommentaren und Shares werden als besonders relevant eingestuft und somit noch mehr Userinnen und Usern angezeigt. Auf diese Weise erlangt Desinformation eine besonders große Reichweite und können folgenschwere Auswirkungen haben.
Obwohl die Problematik von „Fake News“, die besonders im Internet kursieren, spätestens seit der Corona-Krise wieder in aller Munde ist, gaben laut einer Studie im Winter 2020/2021 42 Prozent der vom Statista Research Department befragten Österreicherinnen und Österreicher an, dem Internet als Nachrichtenquelle zu vertrauen. Für rund ein Drittel der 18- bis 24-jährigen ist es sogar der Hauptort, um sich über das Weltgeschehen zu informieren. Die Fülle des Internets beherbergt jedoch nicht nur seriöse Informationsquellen, die sich um einen genauen Faktencheck bemühen und vertrauenswürdige Inhalte bereitstellen. Problematisch zeigen sich in Hinblick auf die Verbreitung von Falschmeldungen besonders Soziale Netzwerke, da hier jede Userin beziehungsweise jeder User schnell und einfach Inhalte mit der breiten Öffentlichkeit teilen kann. Wenngleich Kanäle wie Facebook und Instagram mit unparteiischen, vom International Fact-Checking Network (IFCN) zertifizierten Faktenprüfern zusammenarbeiten, um die Verbreitung von Desinformation auf den Social-Media-Plattformen einzudämmen, sickert doch tagtäglich unzählige Desinformation über diese Kanäle an die Öffentlichkeit.
Wie entsteht Desinformation?
Falschmeldungen, auch bekannt unter dem Synonym „Hoaxes“, werden von Userinnen oder Usern oft unbewusst durch eine mangelhafte Recherche oder gezielt mit einer bestimmten Intention veröffentlicht. Oftmals liegt den Falschmeldungen sogar ein wahrer Kern zugrunde, der jedoch aus dem Zusammenhang gerissen in die Irre führt. Besonders mit fortschreitender Digitalisierung und dem Ausbau der technischen Möglichkeiten werden die Mittel zur Verbreitung von gefälschten Informationen, Bildern und Videos immer umfangreicher und schwerer zu kontrollieren. Ein „Trend“ zur Erstellung von Falschinformation, der im Jahr 2017 aufkam, greift auf die Verwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) zurück. Mithilfe einer maschinellen Lerntechnik, die unter dem Namen "Generative Adversarial Network" (GAN) bekannt ist, werden vorhandene Videos mit Quellvideos überlagert, woraus ein Deepfake-Video entsteht. Vereinfacht gesagt, wird zum Beispiel einer Person in einem Video mittels Projektion ein „neues“ Gesicht verliehen. Zudem werden häufig manipulierte Tonspuren hinterlegt, wodurch die originalen Aussagen der Person im Video durch Fälschungen ersetzt werden. So können in Deepfakes Menschen – häufig sind dies Personen des öffentlichen Interesses - Handlungen oder Aussagen auferlegt werden, die nicht der Realität entsprechen. Da die für die laufende Verbesserung zuständigen Deep Learning Algorithmen ständig weiterentwickelt werden, sehen solche Deepfakes heutzutage zum Teil bereits sehr realistisch aus, wenngleich die Täuschungen ebenso wie Desinformation mithilfe einiger Tricks entlarvt werden können.
Hinweis
Weitere Infos zur Entstehung und zur Funktionsweise der Deepfake-Technologien lesen Sie in den Artikeln „Deepfakes: Falsches Vertrauen in Videos“ und „Die Entstehung von Deep Fakes auf Reddit und ihre Verbreitung“.
Wie können unbestätigte Meldungen erkannt werden?
Generell lässt sich Desinformation anhand einiger Erkennungsmerkmale enttarnen. Wie bereits erwähnt, sollten besonders bei zu reißerischen und emotionalisierten Überschriften die Alarmglocken läuten. Fehlen dazu auch noch die Quellenangaben, handelt es sich möglicherweise um eine Fälschung. Wer sich unsicher ist, ob eine Meldung wahr oder gefälscht ist, sollte seriöse Quellen konsultieren, beispielsweise öffentlich-rechtliche Stellen, die für diese Thematik zuständig sind. Außerdem sollte man immer auch auf die Aktualität der unbestätigten Meldung achten und hier nochmal nachprüfen.
Bevor Sie Informationen weitergeben, die Sie nicht sicher als wahr einordnen können, sollten Sie erst einmal Faktencheck-Plattformen wie mimikama.at oder correctiv.de zu Rate ziehen beziehungsweise auf die Faktenchecks der Sozialen Netzwerke achten. Ist eine Meldung nämlich bereits als Fälschung enttarnt, markiert Facebook sie meist mit einem Hinweis darauf.
Tipp für Eltern oder Lehrpersonal: Auf saferinternet.at finden Sie außerdem nützliche Informationen dazu, wie die Informationskompetenz von Kindern und Jugendlichen im Umgang mit Desinformation gestärkt werden kann.
Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria