Social Media Scams: Werbung für Abzocke in sozialen Netzwerken
Facebook, Instagram und Co. finanzieren sich durch Werbeanzeigen. Darunter befinden sich viele dubiose Angebote und unseriöse Werbungen. Von minderwertiger Ware über Fake-Shops bis hin zu Anlagebetrug.
Werbung ist auf Social Media allgegenwärtig. Schließlich erzielen große Plattformen wie Facebook, Instagram und TikTok ihren Umsatz hauptsächlich durch Werbeanzeigen. Doch bei der Frage, welche Unternehmen Werbung schalten dürfen, sind die Plattformbetreiber nicht besonders wählerisch. Fake-Shops, Abo-Fallen, unseriöse Investment-Angebote: Es ist alles mit dabei.
Es gibt wenige verlässliche Zahlen zu diesem Phänomen in sozialen Medien. Doch ein Blick auf den eigenen Feed von Instagram, Facebook, TikTok & Co. lässt schon erahnen, dass zweifelhafte Werbeanzeigen auf den Plattformen allgegenwärtig sind. Allein in England sollen 2021 neun Millionen Nutzerinnen und Nutzer einer Betrugsmasche zum Opfer gefallen sein, die zuerst auf Social Media beworben wurde. Berichten zufolge hat sich das Problem zuletzt weiter verschärft.
In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Arten von betrügerischer Werbung auf Social Media verbreitet sind und warum die Betreiber nichts dagegen unternehmen. Schutzlos ausgeliefert sind Nutzerinnen und Nutzer dennoch nicht. Grundkenntnisse darüber, wie Social Media Scams funktionieren, und eine gesunde Portion Skepsis sind die wichtigsten Voraussetzungen, um sich vor Betrug und Abzocken zu schützen.
Werbung auf Instagram, TikTok & Co.: Wann wird es unseriös?
Anzeigen auf Social Media sind in der Regel genau auf die Interessen und Suchanfragen von Userinnen und Usern zugeschnitten. Das liegt daran, dass viele Websites – wie auch soziale Medien – Cookies nutzen, um anhand unseres Surfverhaltens personalisierte Werbung zu schalten.
Sie können in Ihren Privatsphäre-Einstellungen im Browser und auf Social Media personalisierte Werbung einschränken. Mehr Infos dazu bieten die Beiträge „Privatsphäre auf Social-Media-Plattformen“ und „Den Browser sicher einstellen: Risiken und Sicherheits-Tipps“.
So bekommen Sie etwa Werbeanzeigen für Bücher Ihres Lieblingsautors oder Angebote einer Reiseagentur zu sehen, die Urlaube in Ihr Traumland organisiert. Immer wieder sind aber auch Anzeigen für Produkte unbekannter Händler und vermeintlich lukrative Investmentchancen dabei. Hinter solchen Anzeigen verbergen sich häufig betrügerische Absichten. Das sind die verbreitetsten Methoden:
- Minderwertige Produkte: Auf den ersten Blick erscheinen sie vielversprechend, beispielsweise „unkaputtbare“ Outdoor-Socken oder eine beheizte Jacke. Doch selten halten solche angeblichen Hightech-Produkte, was die Werbung verspricht. In der Regel bestehen sie aus billigem Material oder sehen in Wirklichkeit ganz anders aus als in der Anzeige. Deshalb gilt: Je teurer und aufwendiger ein Produkt, desto wahrscheinlicher handelt es sich um einen Betrugsversuch, wenn es von bisher unbekannten Händlern auf Social Media beworben wird.
- Windige Investment-Angebote: Besonders gefährlich sind Anzeigen rund ums Thema Geldanlagen. Denn hier riskiert man schlimmstenfalls, die gesamten Ersparnisse zu verlieren. In den Werbeclips treten meist Personen auf, die behaupten, selbst durch eine innovative Investment-Methode oder durch Kryptowährungen reich geworden zu sein. Vorgeblich aus purem Altruismus wollen sie nun ihr Wissen an Neulinge weitergeben. Die Investment-Gurus täuschen ihre Opfer mit dem Versprechen von schnellen Gewinnen, passivem Einkommen und finanzieller Unabhängigkeit. Besonders vorsichtig sollte man sein, wenn die Investment-Tipps über Telegram-Gruppen verbreitet werden. Die allermeisten dieser Angebote sind unseriös oder regelrechter Betrug.
Wie Anlagebetrug im Detail funktioniert und warum Nutzerinnen und Nutzer auch bei legalen Investments vorsichtig sein sollten, verrät der Beitrag „Trading-Apps: Möglichkeiten und Risiken der digitalen Broker“.
- Fake-Shops und Fake-Jobs: Manchmal geben Werbeanzeigen fälschlicherweise vor, von einem bekannten Unternehmen zu stammen. Der Online-Shop, zu dem man über einen Link gelangt, ist dann mit großer Wahrscheinlichkeit ein Fake. Auch betrügerische Jobangebote werden häufig in sozialen Medien beworben. Ihr Ziel ist es, die ahnungslosen Bewerberinnen und Bewerber dazu zu bringen, ihre persönlichen Daten preiszugeben.
- Abo-Fallen: Immer wieder kursieren in sozialen Medien auch Anzeigen, die ein Gewinnspiel oder ein Quiz bewerben. Sie erscheinen erst harmlos und locken mit Fragen wie „Welches Tier passt am besten zu Ihnen?“ oder „Finden Sie heraus, was Ihre Freunde am meisten an Ihnen schätzen“. Dahinter könnte sich jedoch eine Abo-Falle verbergen. Die Eingabe persönlicher Daten und ein Klick an der falschen Stelle genügen schon, damit man eine monatliche Zahlungsaufforderung erhält. Im Ernstfall gilt: Ruhe bewahren. Der Beitrag „Das kann teuer werden: Die Gefahren von Abo-Fallen im Überblick“ erklärt, wie Sie Betrugsversuche erkennen und was Sie tun können, falls Sie in eine Abo-Falle getappt sind.
Warum unternehmen die Plattformen so wenig gegen unseriöse Anzeigen?
Der Grund dafür ist einfach: Das Anzeigengeschäft rentiert sich. Zwar gibt es seitens der Betreiber großer sozialer Medien wie Facebook, Twitter und Instagram halbherzige Versuche, die Flut von unseriösen Anzeigen mittels Algorithmen und Meldemechanismen einzudämmen, doch mit geringem Erfolg. Selbst die von Nutzerinnen und Nutzern gemeldeten Anzeigen bleiben in vielen Fällen online – obwohl die Plattformen rechtlich verantwortlich für betrügerische Inhalte werden, sobald sie von ihnen Kenntnis erhalten.
Dubiose Anzeigen finden sich sogar auf den Websites mehrerer Qualitätsmedien. Dies geschieht unabhängig von redaktionellen Entscheidungen. Die Online-Werbeanzeigen werden nämlich über Drittparteien gekauft und automatisiert eingespielt, sodass auf vertrauenswürdigen Websites mitunter auch unseriöse Angebote und Anzeigen für Fake-Shops angezeigt werden.
Wie kann ich mich vor Betrug auf Social Media schützen?
Wenn Sie in einem sozialen Netzwerk auf ein verlockendes Angebot stoßen, sollten Sie generell vorsichtig sein. Mit folgenden Tipps schützen Sie sich vor Betrug und Abzocken:
- Kommentare unter den Anzeigen prüfen: Ein guter Indikator für die Seriosität eines Angebots sind meistens die Erfahrungen weiterer Nutzerinnen und Nutzer. Es lohnt sich deshalb, einen Blick darauf zu werfen, was andere von dem betreffenden Produkt halten, entweder in den Kommentaren direkt unter der Anzeige, oder indem Sie im Internet nach Erfahrungsberichten suchen. Achten Sie bei den Kommentaren jedoch darauf, dass sie von echten Profilen stammen.
- Prüfen Sie das Impressum: Fake-Shops im Netz haben häufig kein Impressum oder es ist eine falsche Postanschrift angegeben. Auch Adressen im Ausland sind problematisch, weil das Zurücksenden der Ware im Reklamationsfall schwierig werden kann.
- Seien Sie bei unrealistischen Preisen und Rabatten grundsätzlich skeptisch. Geben Sie den Produktnamen beziehungsweise die Bezeichnung des Produkts in eine Suchmaschine ein. Eine kurze Online-Recherche kann Sie vor bösen Überraschungen schützen.
- Vorsicht bei Werbung per Direktnachricht: Wenn sich Unbekannte oder Personen aus dem öffentlichen Leben per Direkt-Nachricht mit einem Angebot an Sie wenden, verbergen sich dahinter fast immer Betrügerinnen und Betrüger. Reagieren Sie nicht auf solche Anzeigen.
- Vorsicht bei Geldanlagen: Vor einer Investition empfiehlt es sich, das Angebot von einer Verbraucherzentrale wie dem Verein für Konsumenteninformationen (VKI) überprüfen zu lassen. Ansonsten ist es besser, von Geldanlagen, die auf Social Media beworben werden, die Finger zu lassen. Bei Verdacht auf Betrug sollten Sie umgehend die Polizei informieren.
- Verlassen Sie sich im Zweifel auf bekannte und verifizierte Online-Shops – auch wenn das Produkt dort ein wenig teurer ist.
Der kostenlose Fake-Shop-Detektor enttarnt betrügerische Webshops automatisch. Unser Beitrag „Sicheres Online-Shopping mit dem Fake-Shop Detector“ zeigt Ihnen, wie Sie das Tool verwenden können.
Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria