TEMU Shopping App und temu.com: Problematische Angebote aus China
Wer sich aktuell durch Social Media bewegt, kommt kaum an Werbeschaltungen für die Shopping App TEMU vorbei. Die Produkte sind teils unfassbar günstig und für viele verlockend, ergeben sich jedoch vor allem durch fragwürdige Geschäftspraktiken, teils mangelhafte Produkte und Nicht-Einhaltung rechtlicher Vorgaben.
Bluetooth-Kopfhörer, die Apples AirPods zum Verwechseln ähnlichsehen, für unter 4 Euro. Praktische Gadgets und Spielereien für die Küche für weniger als einen Euro. Oder die neuesten Fashion-Trends für einen Bruchteil der bei uns üblichen Preise. All das versprechen die Angebote auf temu.com und in der TEMU Shopping App. Erfahrungsberichte zeigen, dass hier wahrlich nicht alles Gold ist, was glänzt. Im Gegenteil sogar: Käufer:innen berichten von teils minderwertiger Ware, die völlig unbrauchbar ist, rechtliche Vorgaben wie das gesetzlich vorgeschriebene Widerrufsrecht werden nicht gesetzeskonform umgesetzt und Sicherheitsstandards sind nicht überprüfbar.
Wer steckt hinter TEMU?
Für den Handel im deutschsprachigen Raum ist die Whaleco Technology Limited mit Sitz in Irland zuständig. Ihre Ursprünge hat die Whaleco Technology Limited aber in China bei der E-Commerce-Plattform Pinduoduo.
Mit wem schließt man auf TEMU einen Kaufvertrag ab?
Bei einem Einkauf bei TEMU ist zu beachten, dass TEMU lediglich als Plattform agiert, auf der Anbieter ihre Waren zum Verkauf anbieten können. Ein Kaufvertrag kommt dementsprechend nicht mit TEMU beziehungsweise der Whaleco Technology Limited zustande, sondern mit dem jeweiligen Anbieter, der das Produkt über TEMU anbietet. Eine derartige Konstellation macht die Rechtsdurchsetzung in aller Regel äußerst schwierig. Hinzukommt, dass vor einem Kauf kaum Informationen über das Unternehmen, mit dem man einen Kaufvertrag abschließen würde, auffindbar sind. Dass die meisten dieser Unternehmen ihren Sitz in China haben, macht die Situation nur nochmals undurchsichtiger.
Ständige Werbe-Mails und App-Benachrichtigungen
Userinnen und User berichten von einer Flut an Werbe-Mails kurz nach der Registrierung bei TEMU. Außerdem kommt es zu ständigen Benachrichtigungen am Smartphone mit neuen Angeboten. Es bleibt nichts unversucht, um Nutzer:innen ständig zu weiteren Käufen zu bewegen.
Sicherheitsstandards werden nicht eingehalten
Ähnlich wie auf den bekannten Plattformen Wish oder Alibaba werden elektronische Produkte angeboten, von deren Kauf wir ganz unabhängig von ihrer Qualität nur abraten können, da die für eine sichere Nutzung notwendigen Überprüfungen der Produkte nicht gewährleistet ist. Weiters raten wir zur Vorsicht bei Kleidungsstücken und Produkten, die mit Nahrungsmitteln in Kontakt kommen, da eine hohe Schadstoffbelastung nicht ausgeschlossen werden kann.
Widerrufsbedingungen nicht eingehalten
Konsument:innen innerhalb der EU steht ein 14-tägiges Widerrufsrecht zu. Wie dieses Widerrufsrecht auszusehen hat, wie die Formulierungen lauten müssen und welche Ausschlüsse des Widerrufsrechts für Online-Shops dabei möglich sind, ist streng geregelt und Abweichungen sind, wenn überhaupt, nur zugunsten der Konsument:innen möglich. Diese Vorgaben werden bei TEMU gleich mehrfach verletzt. So wird beispielsweise die Rückgabe von „von der Verpackung befreiten Kleidungsstücken“ oder „Artikeln, die als nicht umtauschbar gekennzeichnet sind“ ausgeschlossen. Ein solcher Ausschluss ist rechtlich absolut nicht möglich und ein Grund, Abstand von einem Einkauf zu nehmen.
Online-Shopping als Glücksspiel
Ähnlich wie bei der Kleidungsplattform shein.com oder bei wish.com wird das Einkaufen bei TEMU auf Social Media Plattformen häufig als eine Art Glücksspiel oder Gambling-Erlebnis dargestellt. Bei sogenannten „Shopping Sprees“ kaufen Influencer:innen eine große Anzahl an Produkten bei Plattformen wie wish.com, shein.com oder TEMU. Anschließend packen sie die gekauften Waren vor laufender Kamera aus und beurteilen, was den Erwartungen entspricht und was sein Geld nicht wert war oder gar direkt im Müll landet. Während diese Videos durchaus unterhaltsam sein mögen, wird dadurch auch das Kaufen und Verkaufen teils vollkommen unbrauchbarer Waren normalisiert. Dass dies rechtlichen Vorgaben entgegensteht, gerät dabei häufig in Vergessenheit oder wird einfach so akzeptiert.
Fazit
Bei TEMU handelt es sich, unseres Erachtens nach, um einen neuen Anbieter, der altbekannten Mustern folgt: Durch aufwändiges Social Media Marketing über Plattformen wie TikTok, Instagram, Facebook und Co in Kombination mit unfassbar günstigen Preisen, sollen möglichst viele Menschen zu einem Kauf auf der Plattform bewegt werden. Auf der Strecke bleiben dabei die Qualität, konsumentenschutzrechtliche Vorgaben und Zufriedenheit der Kundschaft - von ethischen Grundsätzen oder Umweltschutzgedanken ganz zu schweigen.
Beratung & Hilfe
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Für den Inhalt verantwortlich: Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT)