Spotify, Netflix und Co. – Wie sicher streamt Ihr Kind im Internet?
Musik, Serien & Filme werden nur noch selten gekauft. Der Trend geht weg vom Besitzen und hin zum Streaming. Was dabei von Eltern unbedingt beachtet werden muss.
Anbieter für Streaming gibt es wie Sand am Meer: Spotify, Apple Music und Netflix haben sich schon als festen Bestandteil unseres Alltags etabliert. Das Angebot ist nicht nur für Erwachsene interessant, auch Kinder finden vermehrt den Weg auf diese Portale. Doch wie sicher ist Streaming für Kinder auf diesen Plattformen? Wie können Eltern oder Bezugspersonen kontrollieren, was dort geschaut wird?
Im Überblick: „Streaming“
Beim „Streaming“ können Inhalte aus dem Internet über eine Plattform lokal auf einem Endgerät konsumiert werden, ohne jedoch auf diesem gespeichert zu werden. In der Regel handelt es sich dabei um Musik oder Videos. Die bekanntesten Streaming-Anbieter sind Netflix, Amazon prime, Disney +, Sky und Youtube für Videos sowie Spotify, Amazon Music, Apple Music oder Deezer für Musik. Dazu kommen die Spartenkanäle wie Youtube Kids, Kika oder toggo. Die meisten dieser Angebote sind kostenpflichtig, manchmal (etwa bei Spotify oder Youtube) können Inhalte auch kostenfrei konsumiert werden, dann aber nur eingeschränkt oder durch Werbung unterbrochen.
Die Vorteile von Streaming-Monatsabonnements dieser Dienste liegen für viele Userinnen und User auf der Hand: Eine große Auswahl an Musik, Podcasts, Filmen, Serien oder Dokumentationen unterschiedlicher Genres steht jederzeit abrufbar und werbefrei zur Verfügung. Laut österreichischem Filmwirtschaftsbericht haben 2019 bereits 2,6 Millionen Österreicherinnen und Österreicher Video on Demand genutzt, 2023 sollen es demnach 3,1 Millionen sein. Vor allem bei der jüngeren Generation beginnt das Streaming langsam das lineare Fernsehen abzulösen.
Die Gefahren des Streamings
Doch diese Form des Medienkonsums bringt auch einige Tücken mit sich – für Erwachsene, aber vor allem für die jüngsten Nutzerinnen und Nutzer.
- Datenverbrauch. Werden Streaming-Dienste nicht im WLAN genutzt, sondern unterwegs im In- oder Ausland, können durch den gestiegenen Datenverbrauch hohe Kosten entstehen.
- In-App-Käufe. Wer innerhalb einer App unvorsichtig mit der Maus oder Fernbedienung herumklickt oder sich am Touchscreen „verdrückt“, hat schnell einen uninteressanten Film gekauft oder ein unnötiges Abo abgeschlossen. In einem Haushalt mit Kindern kann dies besonders leicht passieren.
- Unpassende Inhalte. Die Gefahr ist groß, dass Kinder durch Zufall in einem Streamingdienst auf für sie ungeeignete Inhalte stoßen. Dabei geht es nicht nur um Altersgrenzen wie die von der Freiwilligen Selbstkontrolle für die Filmwirtschaft (FSK) festgelegten Altersfreigaben. Viel schlimmere Auswirkungen können durch Zufall in den Stream gespielte Gewaltszenen oder pornografische Inhalte haben. Dabei sei etwa an „Elsagate“ erinnert, als auf Youtube Kids in tausenden eigentlich „kinderfreundlichen“ Videos Szenen von Gewalt und sexuellen Anspielungen – darunter eben auch mit Disneys Eiskönigin Elsa – aufgetaucht sind.
Eine ähnliche Szene beschreibt auch die Erziehungswissenschafterin Anita Pleschko-Röthler von der Initiative Digi4Family. Gerade auf kostenfreien Plattformen seien Videos oft nicht nur durch Werbung unterbrochen, sondern auch durch nicht kindertaugliche Inhalte. „Wenn Peppa Wutz (beliebte Figur aus der gleichnamigen Kinderserie, Anm.) ihren Bruder George ersticht, dann ist das für kleine Kinder sehr verstörend“, warnt sie. Pleschko-Röthler hat einige Tipps parat, wie man die Gefahren für Kinder und Jugendliche minimiert:
- Lieber zu Bezahldiensten greifen. Vor allem bei speziellen Anbietern für Kinderprogramme kann man dann sicher sein, dass keine unpassenden Inhalte verbreitet werden. Wie bei allen kostenpflichtigen Diensten sollte man auch hier auf die Bedingungen (Bindungsfrist, automatische Verlängerung etc.) achten.
- Eigener Zugang für das Kind. In jeder App sollte man dem Kind einen eigenen User anlegen und diesen so einstellen, dass nur erlaubte Inhalte (etwa bis zu einer bestimmten Altersgrenze) angezeigt werden.
- Automatisches Abspielen ausschalten. Um den Medienkonsum einzuschränken, macht es Sinn, nach Ende eines Videos kein neues automatisch abspielen zu lassen.
- Geräte anpassen. Auch die Endgeräte wie zum Beispiel Tablets können so angepasst werden, dass das Kind nur in seinen eigenen Nutzer einsteigen kann. Dort können Apps gesperrt oder ihre Nutzungsdauer beschränkt werden.
- Reden und Vertrauen herstellen. Der wichtigste Punkt ist laut Pleschko-Röthler aber, mit den Kindern zu reden. „Es ist wichtig, mit Kindern und Jugendlichen darüber zu sprechen, was sie erwartet“, sagt sie. Die Kinder sollten wissen, wie sie auf verstörende Inhalte reagieren (Tablet umdrehen, die Eltern rufen etc.).
Grundsätzlich gilt laut Pleschko-Röthler, dass es keine Regeln geben kann, die für alle Familien gelten: „Die Regeln müssen für die jeweilige Familie und die jeweiligen Kinder passen.“ Das wichtigste ist für die Expertin, dass die Erziehungsberechtigten mit den Kindern und Jugendlichen im Gespräch bleiben, sich für ihre Lieblingsserien und -Filme interessieren und sich – bei jüngeren Kindern – immer mal wieder zum Fernseher oder Tablet dazu zu setzen. Eine nachträgliche Kontrolle der Streaming-Historie, wie sie viele Apps ermöglichen, empfiehlt die Expertin nicht. Dadurch gehe viel Vertrauen verloren. Und schließlich „muss es ja auch noch Freiraum für Blödsinn geben“. Wenn die Kinder ihre Erziehungsberechtigten austricksen und sich Zugang zu verbotenen Inhalten verschaffen, dann „müssen wir Eltern uns unbeliebt machen und die Lücke schließen. Das gehört dazu“, sagt Pleschko-Röthler.
Tipp
Bei weiteren Fragen hilft das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation, das sich seit 1997 für einen kompetenten, sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien einsetzt, oder die Initiative Digi4family.
Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria