Vorsicht, Falle! So erkennen Sie betrügerische Online-Shops
Ware, die bestellt und bezahlt wird, aber niemals eintrifft, oder Fake-Shops, die nur dazu dienen, die Kreditkartendaten von Nutzerinnen und Nutzern auszuspionieren – die Tricks der Betrüger sind vielfältig.
Online-Shopping ist bequem und oftmals günstiger als der Einkauf in einem Geschäft. Doch sowohl bei der aktiven Suche nach Produkten als auch bei Werbeanzeigen – beispielsweise auf Social-Media-Plattformen – kann auf den vermeintlichen Kauf ein böses Erwachen folgen. So können Sie seriöse Online-Shops von betrügerischen unterscheiden:
Angebote richtig einordnen
Scheint ein Angebot „zu gut, um wahr zu sein“, dann ist es das meist auch. Ein Preis, der deutlich unter dem Durchschnitt liegt, oder auch vergriffene Produkte, die plötzlich doch verfügbar sind: Alles, was Kaufinteressenten zu schnellem Handeln verlockt, sollte besonders gut geprüft werden.
Expertentipp: Thorsten Behrens, Projektleiter bei Watchlist Internet: „Grundsätzlich kommen Fake-Shops in allen Warenbereichen vor. Kleidung, Accessoires und Consumer-Elektronik sind besonders häufig betroffen. In der Corona-Krise konnten wir beobachten, wie schnell die Betrüger auf aktuelle Entwicklungen reagieren. Als es bei Fahrrädern zu Engpässen kam, tauchten plötzlich viele Fahrrad-Fake-Shops auf. Ein paar Monate später waren Pools ausverkauft, und die Fake-Shops sind verstärkt in diesem Bereich aufgetreten.“
Erscheinungsbild der Webseite
Seriöse Shops sind daran interessiert, ihre Waren und Informationen gut aufbereitet vorzustellen. Kleine, verpixelte oder schlecht erkennbare Bilder deuten ebenso auf einen Fake-Shop hin wie unverständliche Sprache mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern.
Webseite überprüfen
Gibt man den Namen oder die Adresse eines Shops in Suchmaschinen ein und ergänzt ihn mit Suchbegriffen wie „Erfahrungen“ oder „Problem“, findet man meist Berichte anderer Nutzerinnen und Nutzer, die diese Shops bereits kennen. Doch nicht nur schlechte Bewertungen sollten beim Einkaufen stutzig machen. Findet man zu einem Shop gar keine Berichte, ist er wahrscheinlich noch nicht lange online, und Vorsicht ist angebracht.
Expertentipp: Thorsten Behrens empfiehlt, besonders bei Anzeigen auf Social Media- Plattformen auf die Details zu achten: „Auf Facebook kann man nicht nur sehen, von welcher Seite aus eine Anzeige geschaltet wurde, sondern auch, wie lange es diese Seite schon gibt und wann sie umbenannt wurde. Damit lässt sich die Seriosität einer Seite besser einschätzen.“
Bewertungen richtig deuten
Das gut gemeinte System der Bewertungen für Shops, das auf vielen Plattformen zur Verfügung steht, hat jedoch einen Haken: Bewertungen lassen sich mittlerweile in großer Menge zu geringen Preisen kaufen. Eine Rezension mit vielen Sternen alleine hilft also kaum dabei, die Spreu vom Weizen zu trennen. Gibt es die Möglichkeit einer formulierten Beurteilung der Qualität, lässt sich besser einschätzen, ob sie von tatsächlichen Kundinnen und Kunden des Shops stammt.
Expertentipp: Thorsten Behrens rät, auf die Zeitspanne der Rückmeldungen der Kundinnen und Kunden zu achten: „Viele enthusiastische Bewertungen innerhalb einer kurzen Zeitspanne deuten darauf hin, dass es gefälschte Bewertungen sein können. Hat ein Shop über Monate oder Jahre gute oder zumindest solide Bewertungen, kann man diese auch ernstnehmen.“
Auf Gütesiegel achten
Das österreichische E-Commerce-Gütezeichen wird an geprüfte und sichere Shops vergeben, die ihren Hauptsitz in Österreich haben oder nach Österreich liefern. Das Gütesiegel „Trusted Shops“ wird europaweit verliehen. Beide Zertifizierungsstellen bieten auch die Möglichkeit einer Beschwerde bzw. Schlichtung, sollte es bei zertifizierten Shops zu Problemen kommen.
Expertentipp: Thorsten Behrens rät, die Logos der jeweiligen Zertifizierungsstelle auf der Webseite zu prüfen. „Ein Bild könnte jeder nehmen und auf seiner Webseite verwenden, auch wenn das nicht erlaubt ist. Bei zertifizierten Shops ist das Bild verlinkt und führt auf den jeweiligen Eintrag im Shopverzeichnis der Prüfstelle.“
Schwarze Listen prüfen
Auch wenn sich Fake-Shops schnell erstellen lassen und die Warnlisten nicht alle verdächtigen Onlinehändlerinnen und Onlinehändler abdecken können, hilft eine Überprüfung der bekannten Fake-Shops bei der Vermeidung von potenziell teuren Irrtümern. Wer auf einen verdächtigen Shop stößt oder gar selbst schlechte Erfahrungen mit einem davon gemacht hat, kann diesen auch direkt melden.
Die häufigsten Maschen der Betrüger:
- Vorauskasse: Gibt es beim Bezahlen nur die Möglichkeit, per Vorab-Überweisung zu bezahlen, ist Vorsicht geboten. Überweisungen können nur eine sehr beschränkte Zeit rückgängig gemacht werden. Trifft die Ware nach der erwarteten Lieferzeit nicht ein, ist es meist schon zu spät.
Expertentipp: Thorsten Behrens rät, genau hinzuschauen: „Viele Fake-Shops zeigen auf den Informationsseiten alle möglichen Zahlungsarten an. Doch kommt man nach der Bestellung zum Bezahlvorgang, steht plötzlich nur noch Vorkasse zur Auswahl. Das sollte ein Alarmzeichen sein. “ - Kreditkartenbetrug: Bezahlt man eine Bestellung per Kreditkarte, aber der Betrag wird nicht abgebucht, muss nicht immer ein Fehler im Verkaufsprozess passiert sein. Fake-Shops speichern die Kartendaten und verwenden sie viel später, um völlig andere Beträge vom Konto abzubuchen.
Expertentipp: Thorsten Behrens empfiehlt, die Kreditkartenabrechnungen immer genau zu prüfen: „Wenn man die Abbuchung rechtzeitig bemerkt, wird man sein Geld in den meisten Fällen zurückbekommen, da ja keine Autorisierung der Transaktion stattgefunden hat.“ - Paypal Friends: Bei Zahlungen über Paypal greift üblicherweise der Käuferschutz, der es ermöglicht, Geld zurückzufordern. Benutzt man die Variante „Paypal Friends and Family”, ist dieser Schutz nicht gegeben, und gesendetes Geld kann nicht rückgefordert werden.
Expertentipp: Thorsten Behrens: „Betrüger begründen den Wunsch nach einer Paypal Friends and Family-Überweisung häufig damit, dass damit geringere Gebühren anfallen würden. Das ist nicht korrekt und sollte auf jeden Fall aufhorchen lassen.“ - Fake-Abos: Betrügerische Plattformen – häufig Streamingdienste oder Buchungsportale für Ferienwohnungen – locken mit Angeboten zur Gratis-Registrierung. Kurz danach erhalten die Betroffenen dennoch eine Rechnung per Mail. Folgt man den darin enthaltenen Links, ist der gratis angebotene Dienst plötzlich doch kostenpflichtig. Obwohl die Rechnung nicht korrekt ist, zahlen die Betroffenen häufig im Glauben, etwas übersehen zu haben.
Expertentipp: Thorsten Behrens rät, sich nicht einschüchtern zu lassen: „Wir hatten schon Fälle, da ging das über Rechnung, Mahnung und Inkassobenachrichtigung bis hin zum Anwaltsschreiben – alles gefälscht. Es wird möglichst viel Druck ausgeübt, um die Betroffenen zur Zahlung zu bewegen, ohne jegliche Grundlage. Wer nicht sicher ist, ob ein Abo abgeschlossen wurde, sollte das in jedem Fall von einer neutralen Stelle überprüfen lassen.“
Tipp
Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria