Mit belastenden Inhalten über Krieg und Terror im Netz richtig umgehen
Bei Kriegen, Anschlägen oder Katastrophen werden Soziale Netzwerke mit Informationen überflutet. Wir geben Tipps, wie Sie Kinder und Jugendliche im Umgang mit solchen Inhalten unterstützen können.
Warum sind die Bilder in Sozialen Netzwerken besonders belastend?
Kriegsführung findet längst nicht mehr nur vor Ort, sondern auch in Sozialen Netzwerken statt. Auch wenn große Plattformen grundsätzlich dazu verpflichtet sind, gewaltvolle Inhalte zu löschen, kursieren in Krisensituationen sehr viele verstörende Bilder, reißerische Schlagzeilen und aufwühlende Inhalte auf TikTok, Instagram, YouTube & Co. – und genau diese Plattformen nutzen Kinder und Jugendliche als Informationsquellen.
Selbst wenn sie die Hintergründe nicht immer verstehen, sind solche Inhalte sehr belastend. Denn die Bilder und Videos liefern sehr unmittelbare Eindrücke, gleichzeitig fällt es Kindern und Jugendlichen besonders schwer, diese ungefilterten Inhalte zu verarbeiten. Unterstützen Sie Ihre Kinder bzw. Schülerinnen und Schüler daher bei der Bewältigung besorgniserregender Situationen und besprechen Sie den richtigen Umgang mit Online-Informationen!
Wie spreche ich mit Kindern über Kriege, Anschläge und Katastrophen?
- Reden Sie sachlich über das Thema. Ordnen Sie zunächst Ihre eigenen Gefühle und Ängste und lassen Sie sich nicht von Ihren eigenen Emotionen mitreißen. Verzichten Sie auf Spekulationen und sprechen Sie nüchtern über das Thema.
- Nehmen Sie die Sorgen der Kinder ernst. Auch wenn Kinder nicht immer verstehen, was genau passiert, spüren sie sehr wohl die Tragik schlimmer Ereignisse und machen sich Sorgen. Versuchen Sie nicht, zu beschwichtigen, sondern fragen Sie nach, welche Emotionen die Berichte, Bilder und Videos bei ihnen auslösen. Stellen Sie möglichst offene Fragen: Wie geht es dir damit? Was liest du auf Instagram darüber? Besprichst du das Thema in der Schule bzw. mit Freund:innen? Magst du darüber etwas wissen?
- Erklären Sie altersgerecht. Einen Krieg, einen Terroranschlag oder eine Gesundheitskrise kindgerecht zu erklären, ist nicht gerade einfach. Recherchieren Sie daher vorab mögliche Erklärungen und überlegen Sie, wie Sie Inhalte vermitteln. Hören Sie genau zu und finden Sie heraus, welche Aspekte Ihre Kinder bzw. Schüler:innen interessant oder besorgniserregend finden. Bei jüngeren Kindern können Bilderbücher, Geschichten oder Rollenspiele hilfreich sein.
- Verweisen Sie auf Nachrichten für Kinder und Jugendliche. Empfehlenswert sind beispielsweise der Zeit im Bild-TikTok-Kanal, Zib Zack Mini – die Nachrichtensendung für Sechs- bis Zehnjährige des ORF – oder logo!, eine Nachrichtenseite für Kinder des ZDF. Auch Funk, das Content-Netzwerk von ARD und ZDF, bietet Inhalte für Menschen zwischen 14 und 29 Jahren. Aber: Vermeiden Sie auch bei altersgerechten Nachrichten eine Dauerbeschallung!
Thematisieren Sie Fake News und Propaganda
Gerade in Krisensituationen tauchen in Sozialen Netzwerken nicht nur sehr viele verstörende Inhalte, sondern auch eine Flut an Falschinformationen auf. Besprechen Sie mit Ihren Kindern bzw. Schülerinnen und Schüler daher, wie man Fake News erkennen und Onlineinhalte hinterfragen kann. Ermutigen Sie sie, Bilder und Videos immer kritisch zu betrachten und zu überlegen, wer was aus welchem Grund posten könnte.
Bedenken Sie auch, dass Soziale Netzwerke gerade bei Kriegen und Anschlägen als Propagandainstrument genutzt werden. Erklären Sie den Kindern und Jugendlichen, dass es wichtig ist, die gewaltvollen Bilder und Videos nicht leichtfertig zu teilen, um nicht zur Propaganda beizutragen, Falschmeldungen weiterzuverbreiten und noch mehr Nutzerinnen und Nutzer zu verstören.
Hinweis
Nutzen Sie Faktenchecker, um Nachrichten zu überprüfen und die umgekehrte Bildersuche (auf dem Smartphone z.B. Google Lens), um zu überprüfen, ob ein Bild wirklich zu dem genannten Ereignis gehört oder vielleicht aus einem Computerspiel, einem Film oder einem anderen Ereignis stammt.
Tipps zum Umgang mit Onlineinhalten
- nicht alles, was in Sozialen Netzwerken geteilt wird, entspricht der Wahrheit
- Vorsicht bei reißerischen Überschriften und emotionaler, nicht sachlicher Berichterstattung
- keiner anonymen Quelle trauen und Berichte vergleichen
- Quellen genau überprüfen: Wer hat es veröffentlicht? Gibt es ein Impressum? Stammt die Information von einer renommierten Zeitung/ Organisation?
- Falschaussagen und problematische Inhalte melden
- nichts ohne sorgfältige Überprüfung teilen oder weiterleiten
- keine verstörenden und aufwühlenden Inhalte teilen
- sich selbst schützen und zwischendurch offline gehen, um problematische Inhalte zu vermeiden
Hinweis
Es ist wichtig, solche Inhalte als „rechtswidrige Inhalte“ zu melden, auch wenn dies manchmal mühsam ist. Nur so können die Netzwerke dazulernen und schneller auf problematische Inhalte reagieren. Wie Sie Beiträge und einzelne Accounts melden können, erfahren Sie in unseren Privatsphäre-Leitfäden für die einzelnen Netzwerke.
Wie können Kinder verstörende Inhalte in Sozialen Netzwerken meiden?
Vor allem auf TikTok werden Kinder und Jugendliche sehr stark mit verstörenden Inhalten konfrontiert. Denn solche Videos tauchen auch dann im Feed auf, wenn man nicht aktiv danach sucht. Sobald man sich ein oder zwei Clips ansieht, sorgt der Algorithmus dafür, dass einem derartige Inhalte vermehrt vorgeschlagen werden. Ohne, dass man extra weiterklicken muss, folgt dann ein Video dem nächsten und die Inhalte werden immer extremer.
Auch wenn sich nie genau sagen lässt, wie solche Algorithmen funktionieren, kann man diese mitgestalten und so ein Stück weit aus der eigenen Filterblase ausbrechen: Halten Sie Ihre Kinder bzw. Schüler:innen dazu an, ganz bewusst nach anderen Inhalten zu suchen und sich solche Videos anzuschauen, die eine andere Perspektive abseits der schlimmen Bilder bieten. So „lernt“ der Algorithmus, ihnen andere Inhalte anzuzeigen. Auf TikTok ist es auch möglich, den Algorithmus zurückzusetzen oder bestimmte Inhalte herauszufiltern (letzteres ist allerdings nur möglich, wenn man bereits die relevanten Schlagworte zum Thema kennt).
Um sich vor zu großer Belastung zu schützen, kann auch eine temporäre Auszeit von bestimmten Sozialen Netzwerken sinnvoll sein. Helfen Sie Kindern und Jugendlichen, auf sich selbst zu achten, indem sie TikTok & Co. zwischendurch deaktivieren und regen Sie sie dazu an, sich ganz bewusst anderen Dingen zuzuwenden, die ihnen gut tun und für Entspannung sorgen – egal ob Sport, Musik oder gemeinsame Aktivitäten ohne Handy und Internet.
Tipp
Weitere Infos, Tipps und Materialien zum Umgang mit Krieg und Terror in Sozialen Netzwerken finden Sie in unserer Linkliste (PDF), darunter auch einige Anregungen für den Schulunterricht.
Holen Sie sich Hilfe
Wenn Sie selbst Fragen haben oder Ihre Kinder bzw. Schüler:innen Hilfe benötigen, zögern Sie nicht, professionelle Untersützung in Anspruch zu nehmen. Hier finden Sie eine Liste an Beratungsstellen.
Für den Inhalt verantwortlich: Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT)