Länderübergreifendes Training für die Abwehr von Cyberangriffen
Das Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) veranstaltete am 20. und 21. September 2021 gemeinsam mit dem AIT Austrian Institute of Technology erstmals ein länderübergreifendes Cybersicherheits-DACH-Planspiel, in dem in hybrider Form die Abwehr von Cyberangriffen realitätsnahe durchgespielt wurde. Dieses Training rund um technische und kommunikative Prozesse lieferte wertvolle Erfahrungen für den Ernstfall.
Egal ob es sich um Unternehmen, Behörden oder andere Organisationen handelt: Der Prozess der Digitalisierung und Vernetzung eröffnet zwar viele neue Möglichkeiten, doch gleichzeitig bietet er auch immer mehr neue Bedrohungen. Etwa Datendiebstahl, Hackerangriffe oder Erpressungen mittels Ransomware sind mögliche Einfallstore. Cyberbedrohungen zählen mittlerweile zu den größten Geschäftsrisiken überhaupt. Ein Ausfall von IT-Systemen kostet nicht nur viel Zeit, Geld, Reputation und Nerven, sondern kann auch zum Produktionsstillstand von Fabriken bzw. Fertigungsanlagen oder zum Ausfall von Infrastrukturen führen. Auch ist es denkbar, die Gesellschaft zu destabilisieren oder sogar lebensbedrohliche Konsequenzen zu verursachen. Das Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) sieht es als eine seiner Aufgaben, die Cybersicherheit gemeinsam mit den Partnern aus Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Politik zu stärken.
Grenzüberschreitende Herausforderung
Viele Unternehmen und Organisationen bereiten sich auf solche Angriffe vor, indem sie Pläne und Prozesse entwerfen, wie zu reagieren ist, wenn kritische Situationen eintreten. Um den Umgang mit den Bedrohungen auch realitätsnah trainieren zu können, veranstaltete das KSÖ gemeinsam mit dem AIT Austrian Institute of Technology auch in diesem Jahr ein „KSÖ Cybersicherheits-DACH-Planspiel“. Dabei handelt es sich um eine Cybersicherheits-Übung, die Ländergrenzen überwindet, Brücken baut und den DACH-Raum (Deutschland, Österreich und Schweiz) im gemeinsamen Kampf gegen grenzüberschreitende Herausforderungen einbindet. Der Fokus des Planspiels lag auf cyber-physischen Herausforderungen und begleitenden Informationsmaßnahmen.
Acht Teams kämpften gegen Angriff
Im Rahmen der Übung kamen am 20. und 21. September 2021 im Raiffeisen Forum in Wien sowie – online zugeschaltet – in der Schweiz und Deutschland die unterschiedlichsten technischen und strategischen Spieler:innen, Beobachter:innen und Multiplikator:innen zusammen, um sich einer hoch aktuellen Gemengelage zu stellen. Die Übung, die vom Bundesministerium für Inneres (BMI) gefördert und von Sponsoren unterstützt wurde, erfuhr erneut – wie schon bei der letzten gemeinsamen Übung im Jahr 2017 – einen sehr hohen Zuspruch von Seiten der Teilnehmenden. Getreu dem Motto „train as you fight“ bewährten sich die acht spielenden Teams in Wien gemeinsam mit einer nationalen Koordinierungsstruktur für die Cybersicherheit (IKDOK/OpKoord) als auch den Partner:innen vom schweizerischen nationalen Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) und dem deutschen Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in einem herausfordernden Szenario.
Training in einer der modernsten IT-Simulationsumgebungen, der „AIT Cyber Range“
Dieses Bedrohungsszenario wurde von Expertinnen und Experten des AIT in der „AIT Cyber Range“ umgesetzt. Dabei handelt es sich um eine flexible IT-Simulationsumgebung für Cybersicherheitsübungen. In der „AIT Cyber Range“ werden IT-Infrastrukturen und Kommunikationsprozesse realitätsnah simuliert. Somit können sowohl die Erkennung und auch die Abwehr unterschiedlichster Angriffe trainiert werden. Dadurch wird es möglich, die Abwehr von Cyberangriffen und Extremsituationen sogar in kritischen Infrastrukturen (sog. Betreiber wesentlicher Dienste) zu trainieren, bei denen „echte“ Tests in der realen Welt aus Sicherheits- oder Kostengründen nicht möglich sind. So können, Strukturen und Prozesse analysiert und Fehlerquellen eruiert werden. Die Wechselwirkungen von Auswirkungen und Handlungen sowie Reaktionen können somit sicher und transparent aufgezeigt sowie nachvollzogen werden.
Oft erkennt man erst beim Durchspielen einer Situation, welche Fähigkeiten einer Organisation zur Abwehr eines Cyberangriffs noch fehlen. Die „AIT Cyber Range“ wird beispielsweise auch von der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA als Trainingsumgebung eingesetzt, um eine hohe Cybersicherheit in kritischen Teilen von Atomkraftwerken sicherzustellen: In Österreich werden in ihr auch Großübungen für den Fall einer Cyberkrise durchgeführt – analog zu klassischen Großübungen im Krisen- und Katastrophenmanagement.
Übungsszenario: Angriff auf ein Pharmaunternehmen
Das Übungsszenario beim diesjährigen KSÖ Cybersicherheits-DACH-Planspiel bestand darin, dass ein fiktiver internationaler Pharmakonzern, der eine Schlüsselfunktion in der Bekämpfung einer Pandemie innehat, von einer Gruppe von Akteuren mittels cyber- und informationsfokussierter Attacken angegriffen wird. Übergeordnetes Ziel dieser Attacken war eine Störung der geschäftlichen Tätigkeiten des betroffenen Unternehmens.
Die teilnehmenden Akteure agierten u.a. als technisch-operative Mitarbeitende des Pharmakonzerns sowie als strategische Spielerinnen und Spieler und hatten zwei Aufgabenbereiche zu erfüllen: Zum einen übten sie auf Basis der „AIT Cyber Range“ die Erkennung und Abwehr der besagten Angriffe. Zum anderen trainierten sie die Kommunikation und Koordination mit den jeweils involvierten und zuständigen Behörden und Ansprechpartnerinnen bzw. Ansprechpartnern in diesem Szenario. Darüber hinaus konnten Entscheidungsträger:innen sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren begleitend in einem Beobachter:innenprogramm (auch online) am Planspiel teilnehmen.
Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria