Mit Kryptowährungen Geld verdienen: Möglichkeiten und Risiken
Kryptowährungen sind heute fixer Bestandteil der Finanzlandschaft. Der Experte Alfred Taudes spricht im Interview über Möglichkeiten und Risiken des Geldverdienens mit den digitalen Vermögenswerten.
Kryptowährungen gewinnen von Jahr zu Jahr an Bedeutung. Dementsprechend möchten immer mehr Menschen auf dem Kryptomarkt Geld verdienen. Doch die Prozesse in der Kryptowelt sind komplex und nicht immer einfach zu verstehen. Im Interview erläutert Alfred Taudes, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien und Experte für Kryptoökonomie, welche Optionen es für Interessierte gibt, um in den Kryptomarkt einzusteigen – und welche Risiken damit verbunden sein können. Zudem führt er aus, worauf Userinnen und User hinsichtlich möglicher Cybergefahren besonders achten sollten.
Welche Möglichkeiten haben Menschen, um mit Kryptowährungen Geld zu verdienen?
Alfred Taudes: Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten: Trading, Staking und Mining. Krypto-Trading bezeichnet den Handel mit Kryptowährungen, Staking beschreibt das Hinterlegen von Kryptowährungen – also eine Art „Krypto-Sparbuch“ – und Mining umfasst das „Schürfen“ von neuen Kryptowährungen sowie die Verbuchung von Transaktionen.
Was sollten Anwenderinnen und Anwender wissen, bevor sie in den Kryptomarkt einsteigen?
Taudes: Der Kryptomarkt ist wie eine Pyramide, die nach oben hin mit mehr und mehr Spezialwissen verbunden ist. Um in den Kryptomarkt einzusteigen, ist es sicherlich am einfachsten, Kryptowährungen zu kaufen. Dafür gibt es etablierte Finanzdienstleister. Das funktioniert ähnlich wie bei einem Aktienportfolio bei einer Bank. Es ist aber auch möglich, die eigenen Investments selbst zu verwalten. Dafür braucht es allerdings mehr Wissen. Ebenfalls von Finanzdienstleistern wird mittlerweile Staking angeboten – auch hier ist der Einstieg relativ einfach. Hingegen ist Mining heute mit einem größeren Investment sowie hochspezialisiertem technischen Wissen verbunden. Die Zeiten, in denen mit einem einfachen PC Mining betrieben werden konnte, sind längst vorbei.
Welche Risiken können für Anwenderinnen und Anwender mit dem Investment in Kryptowährungen verbunden sein?
Taudes: Investments sind immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Der Kryptomarkt ist sehr volatil und die Kurse von Bitcoin, Ethereum und Co. können stark schwanken. Dennoch waren die Tiefststände der letzten Jahre höher als zuvor. Wenn Sie vor zehn Jahren in Kryptowährungen investiert haben, können Sie sich über hohe Kursgewinne freuen. Auch heute ist es noch möglich, mit neuen Kryptowährungen schnell sehr viel Geld zu verdienen. Aber dazu müssen Sie nicht nur den richtigen Riecher haben, sondern sich auch wirklich sehr gut in der Kryptowelt auskennen. Wollen Sie sich aber nicht so intensiv mit Kryptowährungen beschäftigen, gibt es Angebote für Fonds-Lösungen. Es ist empfehlenswert, das Kursrisiko breit zu streuen. Wie bei einer klassischen Aktie sollte man sich auch über eine Kryptowährung im jeweiligen sogenannten Whitepaper vorab informieren.
Kryptowährungen basieren auf der Blockchain-Technologie, die als relativ sicher gilt. Welche Cybergefahren können dennoch zum Problem werden?
Taudes: Ja, die Blockchain selbst ist sicher. Allerdings kann das gesamte Rundherum eine Cybergefahr darstellen. Dazu zählen insbesondere Wallets, über die Anwenderinnen und Anwender auf ihre Kryptobestände zugreifen können. Das Eigentum an Kryptowährungen wird durch einen Private Key, also einen privaten Schlüssel, kontrolliert. Geht dieser Schlüssel verloren oder wird er gestohlen, können sich Nutzerinnern und Nutzer leider nicht – wie bei einem Passwort – einfach einen neuen holen. Verwaltet man also den Schlüssel selbst, geht man ein gewisses Risiko ein, dass dieser abhandenkommt. Daher gibt es Dienstleister, die einem Key-Management abnehmen. Überdies hat sich in den letzten Jahren der Transfer von Kryptowährungen von einer Blockchain zur anderen als besonders fehleranfällig erwiesen.
Es gibt eine Vielzahl von Trading-Apps auf dem Markt. Welche Vor- und Nachteile hat es, Kryptowährungen über das Smartphone kaufen und verkaufen zu können? Und worauf sollte man bei der Auswahl von Trading-Apps achten?
Taudes: Der Zugang über Apps ist sehr bequem. Der Vorteil ist, dass man einfach und bereits mit kleinen Beträgen am Kryptomarkt teilnehmen kann. Durch Trading-Apps wird außerdem die Marktdynamik beschleunigt – das kann ein Vorteil und zugleich ein Nachteil sein. Wichtig ist, dass man sich genau überlegt, welchen Finanzdienstleister man in Anspruch nimmt. Es gibt auch unseriöse Anbieter, die scheinbar billigere Angebote anpreisen, aber in Ländern ohne einschlägige Regulierung tätig sind. Alle mir bekannten Dienstleister in Österreich verfügen allerdings über entsprechende Lizenzen wie die FMA-Geldwäsche-Registrierung oder eine PSD2-Lizenz.
Hinweis
Wer mittels Smartphone in Kryptowährungen investieren möchte, sollte mögliche Fallstricke kennen. Erfahren Sie mehr im Beitrag „Trading-Apps: Möglichkeiten und Risiken der digitalen Broker“.
Kryptowährungen beruhen auf einem dezentralen System ohne verwaltende Instanz. Besteht hier ein Interessenkonflikt mit der Bankenwelt? Wenn ja, in welche Richtung wird sich dieses Spannungsverhältnis Ihrer Ansicht nach entwickeln?
Taudes: Die traditionelle Bankenwelt hat gemerkt, dass es eine Nachfrage nach Kryptowährungen gibt. In Österreich besitzen circa 15 Prozent der Bevölkerung Kryptowährungen. Die Nachfrage besteht also unabhängig davon, ob dies als rational bewertet werden kann oder nicht. Mit der MiCA-Verordnung gibt es in Europa erstmals einen Rechtsrahmen für den Kryptomarkt. Daher bieten nun Banken nach und nach zusätzlich zu klassischen Finanzdienstleistungen auch Kryptowährungen an. Dies geschieht auch in Kooperation mit FinTech-Unternehmen, die in den letzten Jahren Technologien entwickelt haben, um Kryptowährungen sicher anzubieten. Ich denke daher, dass diese beiden Systeme zusammenwachsen werden.
Was für neue Möglichkeiten, mit Kryptowährungen Geld zu verdienen, wird es in den nächsten Jahren geben?
Taudes: Ein großer Trend, der in der gesamten Kryptowelt an Fahrt gewinnt, ist die Tokenisierung. Über diese Digitalisierung von Werten können nicht nur Geldbeträge, sondern auch andere Vermögenswerte, wie etwa Grundstücke, auf einer Blockchain repräsentiert werden. Dadurch werden sich noch viele weitere Möglichkeiten ergeben.
Hinweis
Für weiterführende Informationen zu Kryptowährungen und der zugrundeliegenden Technologie lesen Sie auch „Kryptowährungen: Nutzen und Risiken des digitalen Geldes“.
Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria