Kleinanzeigenbetrug: Wie Sie Betrug auf willhaben und Co. erkennen

Nicht selten kommt es auf Kleinanzeige-Plattformen zu Betrug. Welche Hinweise es für falsche Inserate oder dubiose Händlerinnen und Händler gibt, erklärt Declan Hiscox von Watchlist Internet.

Mann vergräbt sein Gesicht in seinen Händen
Kleinanzeigenbetrug. Foto: Adobe Stock

Kleinanzeigenbetrug ist seit Jahren ein zunehmendes Problem: Der Verlust der eigenen Ware, ohne für diese Geld zu erhalten, sowie die Zahlung für ein Produkt, das nur online existiert, stellen dabei die größten Gefahren auf Kleinanzeige-Plattformen wie willhaben, shpock oder ebay dar. Jedoch gibt es einige Hinweise, die einen Betrug aufdecken können: Ausreden, die die zu verwendenden Kommunikationsmittel oder Zahlungsarten betreffen, können erste Verdachtsmomente für eine Betrugsmasche sein. Angebliche Interessenten versuchen mit diesem Vorgehen Filter der Plattformen zu umgehen, die darauf abzielen, betrügerische Nachrichten zu erkennen.

Ebenfalls auffällig sind explizite Forderungen nach einem bestimmten Zahlungsanbieter oder Lieferanten sowie das Argument, dass sich potenzielle Käuferinnen und Käufer im weit entfernten Ausland aufhalten und ein persönlicher Handel dadurch nicht möglich ist. Im Interview erklärt Declan Hiscox, Projektmitarbeiter von Watchlist Internet sowie der Initiative Saferinternet.at beim Österreichischen Institut für Telekommunikation (ÖIAT) welche Muster es bei Kleinanzeigenbetrug gibt und was betroffene Userinnen und User unternehmen können, wenn sie Opfer eines Betrugs wurden.

Wann spricht man von Kleinanzeigenbetrug?
Declan Hiscox: Von Kleinanzeigenbetrug spricht man, sobald man über eine Kleinanzeigenplattform selbst etwas veröffentlicht oder eine Kleinanzeige auf einer Plattform entdeckt hat, dieses Produkt kaufen möchte und sich der Verkaufsprozess als Betrug herausstellt. Kleinanzeigenbetrug kann stattfinden, wenn ich etwas verkaufen möchte, aber auch, wenn ich selbst etwas kaufen möchte.

Gibt es bestimmte Muster, wie Kleinanzeigenbetrug abläuft?
Hiscox: Ja, die gibt es. Sehr oft passiert es, dass man selbst ein Produkt anbietet, worauf sich angebliche Interessenten melden und eine Zahlung über einen Treuhänder oder ein Unternehmen, das die Lieferung und die Geldübergabe abwickeln soll, versprechen. Schlussendlich stellt sich aber heraus, dass sämtliche Kommunikation ausschließlich mit den Kriminellen erfolgt und dieselben Kriminellen auch hinter einem empfohlenen Zahlungs- oder Lieferunternehmen stecken. Das heißt, dass Zahlungen, die man tätigt, direkt an die Kriminellen fließen und das Geld verloren ist.

Hinweis

Welche konkreten Gefahren und Betrugsmaschen auf Online-Marktplätzen lauern, können Sie im Beitrag „Kleinanzeigen-Betrug – Mögliche Betrugsarten“ nachlesen.

Gibt es Hinweise, wie ich erkennen kann, dass es sich um ein gefälschtes Inserat handelt?
Hiscox: Nicht unbedingt, meistens ist es die Kommunikation, die verdächtig ist. Sehr oft wollen die Kriminellen nicht über die offiziellen Kommunikationswege der Plattformen kommunizieren, sondern versuchen per WhatsApp ins Gespräch zu kommen, oder alles per E-Mail abzuwickeln. Das kann bereits ein Verdachtsmoment sein, da Kriminelle dadurch versuchen, eingebaute Filter der Plattformen, die betrügerische Texte automatisiert erkennen, zu umgehen. Wie gut welcher Filter funktioniert, können wir nicht beurteilen, aber festzuhalten ist, dass tatsächlich meist auf E-Mail oder WhatsApp ausgewichen wird.

Hinweis

Welche Annoncen verdächtig sind, sowie Tipps zum Umgang mit Onlineangeboten können Sie im Beitrag „Kleinanzeigen-Betrug – Tipps“ nachlesen.

Wie stelle ich sicher, dass Verkäuferinnen und Verkäufer seriös sind?
Hiscox: Sehr verdächtig ist es, wenn Personen angeben, dass sie sich im weit entfernten Ausland befinden und deswegen eine persönliche Übergabe unmöglich sei. Außerdem ist es auffällig, wenn immer Ausreden als Antworten kommen. Hier sollte man auf jeden Fall vorsichtig sein und sich nicht zu Zahlungen drängen lassen.

Hinweis

Wieso Vorabzahlungen ins Ausland problematisch sein könnten und wie Sie kriminelle Vorgehensweisen erkennen, lesen Sie im Beitrag „Diese Scamming-Maschen sollten Sie kennen“.

Welche Zahlungsarten werden beim Handel mit Kleinanzeigen empfohlen?
Hiscox: Idealerweise die persönliche Übergabe, bei der mit Bargeld bezahlt wird. Ist man selbst Verkäufer, dann sollte der Versand der Ware nur dann erfolgen, wenn sich das Geld bereits auf dem eigenen Konto befindet. Umgekehrt ist es Userinnen und Usern nicht wirklich zu raten, das Geld vorab zu überweisen, da nicht sicher ist, ob man das Produkt dann sicher bekommt. Sinnvoll ist es aber, die Zahlungsdienste, die die Plattformen selbst anbieten, zu nutzen. Da wird meistens gewährleistet, dass das Geld der am Artikel interessierten Userinnen und User erst dann die verkaufende Person erreicht, wenn das Produkt bei den Interessenten angekommen ist.

Hinweis

Welche gängigen Bezahlmöglichkeiten es online gibt, können Sie im Beitrag „Bezahlen im Netz“ nachlesen.

Was ist beim Handel mit Kleinanzeigen rechtlich zu beachten?
Hiscox: Bei Kleinanzeigen gibt es kein Rücktrittsrecht, allerdings muss man beim Gewährleistungsrecht vorsichtig sein: Das Gewährleistungsrecht besteht grundsätzlich, außer es wird explizit in der Anzeige oder in der Kommunikation ausgeschlossen. Das heißt, wenn man ein gebrauchtes Produkt verkauft, sollte man auch angeben, dass man keine Gewährleistung anbieten kann.

Hinweis

Mehr Informationen zum Gewährleistungsrecht für Privatverkäufe finden Sie im Beitrag „Gewährleistung und Verbraucherschutz“

Ich habe bezahlt, keine Ware erhalten und mein Verkäufer beziehungsweise meine Verkäuferin ist nicht mehr erreichbar. Was kann ich tun? An wen kann ich mich wenden?
Hiscox: Wenn die Bezahlung erst kurz zurückliegt, dann sollte man sich sofort an die eigene Bank oder den Zahlungsdienstleister wenden, weil das Geld möglicherweise noch zurückgeholt werden kann. Wenn das nicht mehr möglich ist, dann bleibt nur noch die Möglichkeit bei der Polizei Anzeige zu erstatten und das Melden des Profils bei der jeweiligen Plattform. Willhaben, ebay und Co. haben jedenfalls ein hohes Interesse daran, wenig Kriminelle auf ihren Seiten zu haben, weshalb derartige Profile meist schnell geblockt werden.

Letzte Aktualisierung: 21. März 2022

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria