Sicherheit im Smart Home: Was Eltern beachten müssen

Smart Homes erleichtern durch Automatisierungen den Alltag. Damit sich auch Kinder in ihrem intelligenten Zuhause sicher fühlen, sollten Eltern gewisse Vorkehrungen treffen.

Smart Home Oberfläche in einem Haus
  Foto: Adobe Stock

Ist Zeit für Hausaufgaben, wird bei Spielkonsole und Fernseher automatisch der Strom abgeschaltet; sind die Kinder im Bett, wechselt die Türklingel auf einen lautlosen Lichtalarm. Intelligente Wohnsysteme ermöglichen es, sämtliche technische Vorgänge im Haushalt durch die Vernetzung über eine Cloud zu automatisieren. Für viele Menschen sind sogenannte Smart Homes eine enorme Erleichterung im Alltag. Sie bringen Komfort, Sicherheit und können die Energieeffizienz steigern. Im Jahr 2021 nutzten laut der Statista Global Consumer Survey bereits knapp 20 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher Smart-Home-Geräte. Besonders Kinder müssen bei der Verwendung automatisierter Häuser aber unbedingt begleitet werden, ist Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin der Initiative Saferinternet.at, überzeugt. Im Interview erklärt sie, wo Gefahren lauern und was Eltern beachten sollten, bevor sie ihr Haus umrüsten.

Hinweis

Was genau unter Smart Homes zu verstehen ist, können Sie im Beitrag „Was bedeutet Smart Home?“ nachlesen.

Welche Sicherheitsaspekte müssen Eltern bedenken, wenn sie ihr Haus in ein Smart Home verwandeln
Barbara Buchegger: In Bezug auf die Usability müssen sich Eltern die Fragen stellen: Zu welchen Anwendungen haben Kinder Zugang? Haben sie die Möglichkeit, alle Funktionen zu steuern, die für sie notwendig sind? Wissen sie auch, wie man diese Funktionen steuert – vor allem in Krisen- oder Problemsituationen? Manche dieser smarten Anwendungen sind ja recht kompliziert und für Kinder möglicherweise nicht nachvollziehbar. Daher können Kinder auch die Folgen oft nicht abschätzen. Andererseits ist es aber auch wichtig zu bedenken, dass sich biometrische Erkennungsdaten wie Fingerabdrücke gerade bei Kleinen noch verändern und die Lesegeräte daher nicht immer zuverlässig sind. Es könnten also Probleme entstehen.

Viele von diesen Dingen betreffen aber nicht nur Kinder, sondern auch ältere Personen, die im Haushalt leben und sich vielleicht weniger gut mit digitalen Geräten und Anwendungen auskennen. Bei fehlender Einschulung und Begleitung erzeugen die Funktionen des Smart Home manchmal mehr Unsicherheit als Sicherheit. Und sie machen es diesen Personen schwer, allein in so einem Haus zu sein, wenn sie sich in kritischen Situationen nicht zu helfen wissen. Gut programmierte Smart Homes können bei ausreichender Unterstützung gerade Älteren aber auch dabei helfen, länger selbstständig im eigenen Haushalt zu leben.

Manche Smart-Home-Anwendungen können laut den Herstellern auch als moderne Kindersicherungen fungieren. Wie stehen Sie dazu?
Buchegger: Erwachsene müssen einschätzen können, welche dieser Anwendungen ihre Kinder kapieren und eventuell selbstständig ausprobieren – wie beispielsweise unerlaubtes Einkaufen über Alexa. Kinder haben ein unglaubliches visuelles Gedächtnis und wissen bei Handy-Apps oft genau, wie diese funktionieren, obwohl sie noch nicht einmal lesen können. Man muss daher abwägen und gut programmieren, was Kinder im Smart Home dürfen und was nicht. Vor allem sollten diese Freigaben immer auf das Alter der Kinder abgestimmt und regelmäßig angepasst werden.

Daneben müssen Eltern auch auf den Datenschutz und das Recht der Kinder auf Privatsphäre achten. Für Kinder werden bei Smart Homes meist eigene Profile angelegt. Hier stellt sich die Frage, was etwa von Alexa und Co. aufgezeichnet wird und was mit diesen Daten passiert. Bild- oder Tonaufnahmen können Verletzungen der Privatsphäre der Kinder sein, auch wenn diese vermutlich keine längerfristigen Konsequenzen mit sich bringen. Dessen sollten sich Eltern aber bewusst sein.

Hinweis

Informationen zum Kinder- und Jugendschutz im Internet, zu Risiken sowie Präventionsmaßnahmen erhalten Sie im gleichnamigen Technologie-Schwerpunkt oder unter „Kinder und IT-Sicherheit“.

Welche Zugangsrechte wären für Kinder sinnvoll?
Buchegger: Ich glaube nicht, dass man das so allgemein sagen kann, weil die Systeme sehr unterschiedlich sind. Es stellt sich auch die Frage, ob ein „altes“ Haus aufgerüstet wurde und noch herkömmliche Einrichtungen wie Lichtschalter existieren, oder ob das Haus bereits als Smart Home gebaut wurde und alles über Smart Speaker oder Apps funktioniert.

Es ist zudem wichtig, Privathandys mit umfangreichen Zugängen zu den internen Smart-Home-Anwendungen vor fremden Zugriffen zu schützen – etwa mit Fingerprints oder Ähnlichem. Denn natürlich besteht die Gefahr des Gehackt-Werdens. Immer wieder tauchen im Internet geleakte Links zu Überwachungskameras auf. Gerade bei Anwendungen, die nicht im klassischen sicherheitstechnischen Bereich angesiedelt sind, wird auf diese Sicherheit oft weniger geachtet. Alle Familienmitglieder mit Zugängen zum Smart Home sollten daher auf ihren Smartphones Mehr-Faktor-Authentifizierungen, wie sichere Passwörter und biometrische Verfahren, einrichten.

Hinweis

Wie Sie Ihre Geräte im Smart Home vor unbefugten Zugriffen schützen können, wird im Beitrag „Sicherheit im Smart Home: So schützen Sie Ihre Geräte“ erklärt. Wie Sie auf Ihrem Smartphone sichere Passwörter und Authentifizierungsmethoden einrichten, lesen Sie hier.

Welche sonstigen Gefahren kann ein Smart Home für Kinder bergen, wenn Eltern keine Sicherheitsvorkehrungen treffen?
Buchegger: Natürlich können diese smarten Geräte auch von Kindern missbraucht werden. Sich unerlaubt Essen nach Hause liefern lassen, heimlich mit Mamas Kreditkarte einkaufen oder andere Familienmitglieder mit Lichtspielen ärgern – solchen Unfug treiben viele Kinder. Und das geht natürlich mit Smart Homes besonders gut. Vor allem wenn Eltern, die mehr Steuerfunktionen am Smartphone haben als ihre Kleinen, ihr Handy unbeaufsichtigt im Haus herumliegen lassen. Wir wissen, dass Kinder darauf zugreifen können – Eltern ist das aber manchmal nicht bewusst. Drücken Kinder auf dem Telefon herum, kann es auch schnell mal passieren, dass sie das System verstellen.

Solche smarten Geräte sind außerdem nicht immer fehlerfrei. Man braucht für viele Anwendungen ein gutes technisches Verständnis, um Lösungen zu finden und Fehler zu beheben. Eltern müssen ihre Kinder deshalb vorbereiten, sie beim Verständnis der Funktionen des Smart Homes begleiten und ihnen die Anwendungen erklären – auch um zu verhindern, dass Smart Homes ihren Kindern Angst machen. Im Haus passieren durch die intelligenten Programmierungen oft Dinge, für die Kinder keine Ursache erkennen können. Es schließen sich zum Beispiel Jalousien, weil der Temperatursensor meldet, dass es sonst zu heiß wird. Und es ist natürlich für die Entwicklung der Kinder nicht förderlich, wenn sie sich zu Hause unsicher fühlen. Mit Bedacht und viel gemeinsamer Reflexion sind Smart Homes aber auch mit Kindern eine Erleichterung im Alltag.

Hinweis

Welche smarten Techniken es für Eltern und Kinder gibt und wie sicher sie sind, lesen Sie in unserem Beitrag „Smarte Technik für Eltern und Kinder – Zwischen Datenschutz und Kindeswohl“.

Letzte Aktualisierung: 6. Juli 2022

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria