Wenn der Schein trügt: Wie Sie Influencer-Betrug vermeiden

Influencerinnen und Influencer können wertvolle Marketing-Dienste leisten. Doch es gibt auch schwarze Schafe, die ihre Kundschaft und ihre Follower täuschen. Lesen Sie hier, wie Sie Betrug entlarven.

Symbolbild Smartphone Einstellungen
Foto: Adobe Stock

Die Kooperation mit Influencern ist zu einem festen Bestandteil des Marketing-Mix vieler Unternehmen geworden. Mit Hilfe der prominenten Multiplikatoren können sie ihre Botschaften noch authentischer in der Zielgruppe verbreiten und so ihre Produkte oder Dienstleistungen erfolgreich verkaufen.

Was sind Influencer?

Influencer sind Multiplikatoren in der digitalen Welt. Sie lassen ihre Follower in sozialen Medien an ihrem Leben teilhaben: Auf ihren Kanälen berichten sie über ihre Reisen, ihre Beziehungen, verraten Lieblingsrezepte, geben Produktempfehlungen zu Spielen oder Mode und liefern praktische Tipps für den Alltag. Die Plattformen, die von Influencern genutzt werden, variieren je nach Nische und Zielgruppe – gängige Kanäle sind Instagram, YouTube und TikTok. Hier erreichen Influencer teilweise ein Millionenpublikum: Auf Platz eins des weltweiten Influencer-Rankings des Magazins „Forbes“ rangiert der US-Amerikaner Jimmy Donaldson alias „MrBeast“ mit mehr als 500 Millionen Followern.

Auch Micro-Influencer bedeutsam

Influencer-Marketing kann für Unternehmen lukrativ sein – und für die Influencerinnen und Influencer erst recht. Sie erzielen Einnahmen über Sponsoring oder Werbepostings und erhalten Provisionen für Klicks auf die von ihnen geteilten Affiliate-Links. Mittlerweile ist rund um Influencer ein eigener Geschäftszweig entstanden, mit eigenen Agenturen und Suchmaschinen zur Vermarktung ihrer Dienste. Während früher nur die prominentesten Influencer gefragt waren, gewinnen zunehmend auch Micro-Influencer, die zwischen 10.000 und 100.000 Follower haben, an Bedeutung.

Denn neben der Reichweite sind auch Faktoren wie Authentizität wichtig, wenn es darum geht, Verbundenheit mit der Zielgruppe zu vermitteln – genau das können Micro-Influencer oft besser als die ganz großen Namen. Sie haben noch mehr Zeit, sich mit ihren Followern auszutauschen. Außerdem besetzen „kleine“ Influencerinnen und Influencer häufig Nischen und erreichen sehr spezifische Zielgruppen, was für Unternehmen mit speziellen Angeboten wertvoll sein kann.

Followerzahl als Erfolgsfaktor

Grundsätzlich gilt aber nach wie vor: Je mehr Menschen Influencerinnen und Influencern folgen, desto besser sind deren Aussichten auf lukrative Werbepartnerschaften. Während Posts bei kleineren Influencerinnen und Influencern mit ein paar Tausend Followern um circa 50 Euro zu haben sind, verlangen jene mit einer Million Followern schon rund 10.000 Euro pro Beitrag.

Im Streben nach Reichweite greifen manche digitale Multiplikatorinnen und Multiplikatoren auch zu unlauteren Mitteln. „Fraud“ (auf Deutsch: Betrug) im Influencer-Marketing bezieht sich auf betrügerische Aktivitäten von Influencern, um ihre Reichweite und ihr Engagement zu erhöhen. Fake-Follower, Likes und Kommentare lassen sich heute im Internet kaufen und Statistiken einfach manipulieren. Manche Betrüger arbeiten auch mit Bots, die Beiträge liken, automatisch Kommentare schreiben und damit ein starkes Engagement suggerieren.

So erkennen Sie Influencer-Scams:

  • Follower: Wenn eine Influencerin oder ein Influencer in kurzer Zeit viele Follower dazugewinnt, könnte das ein Hinweis auf gekaufte Follower sein. Auch eine rasch sinkende Anzahl von Followern ist ein Warnsignal, denn die Plattform hat wahrscheinlich Fake-User erkannt und blockiert.
  • Engagement: Eine hohe Anzahl von Followern in Verbindung mit einer niedrigen Engagement-Rate kann ein Hinweis auf Betrug sein. Dabei lohnt sich ein Blick auf die Art der Interaktion. Gefälschte Kommentare sind einfach gestrickt: Oft handelt es sich um kurze, universelle Aussagen oder nur um Emojis, die keine konkrete Meinung ausdrücken. Zwar können Influencerinnen und Influencer auch Opfer von Bot-generierten Kommentaren werden. Wenn jedoch die Mehrheit der Kommentare gefälscht aussieht, ist ein Betrug sehr wahrscheinlich.
Tipp

Welche Risiken gerade für junge Menschen von Influencer-Marketing ausgehen, darüber informiert Sie das Interview mit Barbara Buchegger von Saferinternet.at:

Vorsicht vor allzu verlockenden Angeboten

Leidtragende solcher Betrugsmaschen sind zum einen Unternehmen, deren Werbeausgaben sich nicht lohnen. Sie schaden aber auch den Internetnutzerinnen und -nutzern, die den vermeintlichen Influencern ihr Vertrauen schenken. So mancher Influencer stellt sich – wenn auch nicht immer wissentlich – in den Dienst von Kriminellen oder bereichert sich selbst an seinen Followern. Hier einige Beispiele:

  • Absichtliche Täuschung: Die australische Influencerin Belle Gibson gab vor, ihre – erfundene – Krebserkrankung mit gesunder Ernährung natürlich geheilt zu haben, und machte den Mitgliedern ihrer Community glaubhaft, sie könnten das Gleiche erreichen. Aufgrund der hohen Reichweite ihrer App und ihres Blogs lukrierte Gibson beträchtliche Werbeeinnahmen und bereicherte sich zudem an Spendengeldern, die sie für tatsächlich krebskranke Menschen erhielt.
  • Problematische Finanzgeschäfte: Ob Investment oder Immobilien – manche Influencer geben ihren Followern unseriöse Tipps zu Geld und Steuern. Wenn die sogenannten Finfluencer zu Unterhaltungen in privaten Messenger-Diensten oder persönlichen Nachrichten einladen, ist Vorsicht geboten. Dem Immobilien-Influencer „Immo Tommy“ etwa wird vorgeworfen, seinen Followern einfache Investments in Immobilien versprochen zu haben, die sich als stark überteuert herausstellten. Er soll dafür auch versteckte Provisionen kassiert haben.
  • Bewerbung unseriöser Angebote: In anderen Fällen bewerben Influencer gegen Honorar unseriöse Angebote: Als bekanntes Beispiel gilt das „Fyre“-Festival auf den Bahamas im Jahr 2017. Das Event wurde von Influencerinnen wie Kendall Jenner und Bella Hadid sehr überzeugend beworben, entpuppte sich aber als größter Festival-Flop der Geschichte und brachte den Organisator Billy McFarland sogar ins Gefängnis. Zum einen entsprach das tatsächliche Festivalangebot bei weitem nicht dem versprochenen Erlebnis. Zum anderen wies die Organisation teils grobe Mängel auf.
Tipp

Hinterfragen Sie die Aussagen von Influencerinnen und Influencern, holen Sie zusätzliche Informationen über die beworbenen Produkte und Services ein und geben Sie keinesfalls Daten preis, solange Sie sich nicht von der Seriösität der Influencerin oder des Influencers überzeugt haben.

Letzte Aktualisierung: 22. April 2025

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria