In-Game-Käufe und Pay-to-Win-Spiele: Teurer Spielspaß
Zahlreiche Videospiele animieren dazu, für weitere Funktionen und spezielle Ausrüstung Geld auszugeben. Das müssen Eltern und Kinder beachten, damit Spiele nicht zur Kostenfalle werden.
Dass Kinder und Jugendliche einen Teil ihrer Freizeit mit Computer- und Handyspielen verbringen, ist an sich nichts Schlechtes. Es gibt viele Spiele, die für Heranwachsende pädagogisch wertvoll sind und das Lernen fördern. Genauso leicht lassen sich jedoch auch Spiele finden, die für Kinder nicht geeignet sind. Das betrifft nicht nur die Inhalte, auf die sich die Altersfreigabe eines Spiels bezieht, sondern auch die Spielbarkeit.
Wann Spiele für Kinder zur Kostenfalle werden können und was Eltern dagegen tun können, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Was sind In-Game-Käufe und Pay-to-Win-Spiele?
Für Kinder generell ungeeignet sind Spiele mit sogenannten In-Game-Käufen beziehungsweise In-App-Käufen: Hier werden Spielerinnen und Spieler nach Herunterladen des Spiels aufgefordert, (weitere) Käufe zu tätigen, um beispielsweise eine bestimmte Ausrüstung, Werkzeug oder andere Spielfunktionen und Erweiterungen freizuschalten. Vor allem für Anbieter von kostenlosen Handy-Spielen – sogenannten Free-to-Play-Spielen, die sich gerade unter Kindern großer Beliebtheit erfreuen – sind In-Game-Käufe ein attraktives Modell, um sich zu finanzieren.
Besonders dreist sind Spiele, bei denen In-Game-Käufe der Spielerin oder dem Spieler unfaire Vorteile gegenüber anderen Mitspielenden verschaffen oder sogar zum Sieg verhelfen. In diesem Fall spricht man von „Pay-to-Win“-Spielen: Wer dabei gewinnen will, muss bestimmte Items kaufen.
Hinweis
Noch bedenklicher ist, dass man bei manchen Spielen Funktionen kaufen kann, ohne im Vorhinein genau zu wissen, was man für sein Geld bekommt, denn hier kommen Elemente des Glücksspiels hinzu. Mehr dazu erfahren Sie im Beitrag „Käufliche Lootboxen: Die Kostenfalle beim Videospiel“.
Gerade für jüngere Kinder, die im Umgang mit Geld noch ungeübt sind, können solche Geschäftsmodelle schnell zur Kostenfalle werden. Aus diesem Grund sollten Eltern darauf achten, mit welchen Spiele-Apps sich ihre Kinder beschäftigen, und sie für mögliche Gefahren sensibilisieren.
Woran erkennt man problematische Spiele?
Niemand wird gerne zur Kasse gebeten, erst recht nicht, wenn das Spiel sich zunächst den Anschein gibt, kostenlos zu sein. Pay-to-Win-Spiele und Spiele mit In-Game-Käufen werden von den Anbietern deshalb nur selten als solche ausgewiesen. Eine Untersuchung der deutschen Verbraucherzentralen zu 14 Online-PC-Spielen im Jahr 2019 hat gezeigt, dass Informationen, ob ein Spiel In-Game-Käufe enthält, in den meisten Fällen schwer zu finden sind.
Bevor man ein Spiel installiert, ist es daher ratsam, neben den Angaben auf der Spiele-Webseite auch Erfahrungen und Bewertungen anderer Nutzerinnen und Nutzer zu lesen sowie im Internet nach dem Stichwort „In-Game-Kauf“ im Zusammenhang mit dem betreffenden Spiel zu suchen.
Das ist umso wichtiger, als auch größere Anbieter das Geschäftsmodell längst für sich entdeckt haben. Unter den Spielen, die zu In-Game-Käufen animieren, befinden sich mittlerweile viele bekannte Namen, wie „Call of Duty“, „Fortnite“ oder „Grand Theft Auto“. Einige populäre Spiele enthalten sogar regelrechte Pay-to-Win-Elemente, darunter „FIFA“, „Star Wars: Battlefront II“ oder „For Honor“.
Hinweis
Auch bei Spielen, die von Userinnen und Usern auffallend viele Zugriffsberechtigungen und Daten einfordern, ist Vorsicht geboten. Grundsätzlich gilt: Personenbezogene Daten sollten Sie im Internet nach Möglichkeit nicht preisgeben. Mehr Informationen zu diesem Thema bietet der Beitrag „Umgang mit persönlichen Daten“.
So können Sie In-App-Käufe durch Kinder verhindern
Eltern sollten sicherstellen, dass Kinder beim Spielen keine In-Game-Käufe tätigen können. Folgende Tipps sind dabei hilfreich:
- Nutzen Sie technischen Jugendschutz, etwa Filterprogramme. Dabei können Sie bestimmte Webseiten, die das Kind nicht besuchen soll, auf eine Blacklist setzen, sodass die Seite gesperrt ist. Wie solche Programme funktionieren, erfahren Sie im Beitrag „Filterprogramme: Kindersichere Laptops auch in der Schule“.
- Fordern Sie bei Ihrem Mobilfunkanbieter eine Drittanbietersperre an. Dadurch verhindern Sie ungewollte Abbuchungen über die monatliche Handyrechnung.
- Indem Sie eine Prepaid-Karte als Zahlungsmittel nutzen, behalten Sie alle Ausgaben besser im Überblick.
- Speichern Sie keine Bank- oder Kreditkartendaten auf den Geräten Ihrer Kinder.
- Manche Computer- oder Konsolenspiele bieten die Möglichkeit, In-Game-Käufe zu verhindern, indem Sie ein Passwort für Transaktionen erstellen oder für Kinder und Jugendliche ein Gastprofil mit eingeschränkten Berechtigungen anlegen.
- Kleinere Kinder spielen häufig auf dem Handy eines Elternteils. Bevor das Telefon in die Hände von Kindern gelangt, sollten Sie den Flugmodus aktivieren, um die Internetverbindung zu trennen. Die Spiele funktionieren trotzdem.
Computer- und Handyspiele: Sensibilisierung von Kindern
Je älter Kinder werden, desto wichtiger ist es für Eltern, Gefahren nicht mit Verboten abzuwehren, sondern den Nachwuchs über Risiken aufzuklären. Das gilt auch für das Thema In-Game-Käufe. Erziehungsberechtigte sollten sich bei jedem Spiel fragen: Ist mein Kind reif dafür? Hält es sich an Vereinbarungen? Kann es Gefahren erkennen und einschätzen?
Spätestens ab dem Grundschulalter spielen Sensibilisierung und Eigenverantwortung eine immer wichtigere Rolle. In Bezug auf In-Game-Käufe ist vor allem ein verantwortungsvoller Umgang mit Geld und Werbung entscheidend: Kinder müssen lernen, dass Geld begrenzt ist und Kaufaufforderungen in Form von Werbung allgegenwärtig sind.
Eine effektive Methode, damit Heranwachsende ein vernünftiges Gefühl für Finanzen entwickeln, ist Taschengeld, das den Kindern in regelmäßigen Abständen ausgezahlt wird. Dieses können sie dann frei verwenden, auch für Computer- und Handyspiele. Wichtig ist, dass das Taschengeld begrenzt ist.
Außerdem ist es hilfreich, Kindern zu erklären, wie In-Game-Käufe funktionieren, woran sich Pay-to-Win-Spiele erkennen lassen und warum man sie besser meidet.
Tipp
Wo Sie für Ihr Kind geeignete Handyspiele finden, darüber informiert der Beitrag „Handyspiele für Kinder: Was Erziehungsberechtigte beachten müssen“.
Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria