Handyspiele für Kinder: Was Erziehungsberechtigte beachten müssen

Bereits Kleinkinder interessieren sich für die Smartphones und Tablets ihrer Eltern und Geschwister. Wo Sie geeignete Spiele-Apps finden und worauf bei Handyspielen generell zu achten ist, erfahren Sie hier.

Frau bedient Smartphone mit dem Finger
  Foto: AdobeStock

Eine im Jahr 2020 präsentierte Studie von Saferinternet.at belegt, dass bereits 72 % aller Kinder bis 6 Jahren zumindest gelegentlich mit internetfähigen Geräten spielen. Gelegenheiten bieten sich hierzu meist im elterlichen Haushalt, wo Eltern oder ältere Geschwister mit mobilen Endgeräten online sind. Kleinkinder ahmen das Verhalten ihrer Familienmitglieder nach – der Umgang mit Smartphones erfolgt intuitiv.

Besonderes Interesse zeigen Kinder für digitale Spiele, die als Apps für mobile Endgeräte erhältlich sind. Viele dieser Spiele-Apps können die kindliche Entwicklung fördern – von einem generellen Verbot für den Umgang mit digitalen Geräten raten Expertinnen und Experten ab. Wo Eltern geeignete Spiele-Apps für Kinder finden können, wie ein altersgerechter Medienkonsum gestaltet werden kann und auf welche problematischen Bereiche zu achten ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Geeignete Handyspiele für Kinder

Geeignete Spiele-Apps für Kinder sind altersgerecht und ansprechend gestaltet. Sie zeichnen sich durch leichte Bedienbarkeit aus, haben keine beängstigenden Inhalte und erzeugen außerdem kein starkes Verlangen, immer weiterzuspielen. Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin der Initiative Saferinternet.at, erläutert das Problem: „Viele der Spiele-Apps sind so programmiert, dass es für Kinder schwer ist, sich dem zu entziehen. Diese Apps verwenden dabei psychologische Tricks, um das Aufhören schwer zu machen.“ Darüber hinaus sollten Handyspiele keine Werbung beziehungsweise keine In-App-Käufe beinhalten.

Hinweis

Saferinternet.at und ISPA (Internet Service Providers Austria) haben gemeinsam eine umfangreiche Info-Broschüre mit vielen hilfreichen Tipps zum Medien- und App-Konsum für Kinder von 1-11 Jahren herausgegeben. Den Download-Link finden Sie hier: Apps für 1-11.

Worauf sollten Erziehungsberechtigte bei Handyspielen achten?

Erste Informationen zu den verschiedenen Apps finden Eltern direkt im App-Store. Hierbei sollten sie auch Kommentare von anderen Userinnen und Usern beachten. Die Altersangaben beziehen sich ausschließlich auf die Spielinhalte – bedenkliche Werbung, Anreize für mögliche In-App-Käufe und datenschutzrechtliche Aspekte sind hier in der Regel nicht berücksichtigt. Aus diesem Grund sollten sich Eltern auch über unabhängige Stellen informieren oder Empfehlungen für Spiele-Apps auf einschlägigen kinderschutzfreundlichen Beratungsseiten folgen. „Altersangaben bieten eine gute Orientierung, richten sich jedoch nach dem Inhalt und nicht nach der Spielbarkeit. Daher sollten sich Eltern überlegen, ob das Spiel auch tatsächlich für ihr Kind geeignet ist,“ sagt Buchegger.

Tipp

Altersgerechte Spiele-Apps mit pädagogischem Mehrwert für Kinder bis 10 Jahren finden Sie beispielsweise auf folgenden Websites:

  • Bupp.at: Die Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von digitalen Spielen informiert über altersgerechte Spiele für Computer und mobile Endgeräte.
  • Saferinternet.at: Hier finden Sie eine Auswahl an Apps für spielerisches Lernen und kreative Beschäftigungen.
  • Dji.de: Mit der Datenbank des Deutschen Jugendinstituts kann gezielt nach Kinder-Spielapps für bestimmte Altersgruppen gesucht werden.
  • Spielbar.de: Der Ratgeber bietet Beurteilungen und Basisinformationen zu Computerspielen.

Ab welchem Alter sind Handyspiele für Kinder geeignet?

Ausführliche Informationen für alle Altersgruppen bis 19 Jahren finden Sie auf der Website von Saferinternet.at unter „Was darf mein Kind ab welchem Alter im Internet tun?“ Eine Zusammenfassung finden Sie hier:

  • 0 bis 3 Jahre. Bis zum 18. Monat sollte auf digitale Medien idealerweise gänzlich verzichtet werden. Danach (Kinder bis 3 Jahren) sollte der Umgang mit digitalen Medien auf wenige Ausnahmen beschränkt und nur unter Aufsicht der Eltern stattfinden. Ohne Bedenken können beispielsweise Familienfotos oder kurze Videos oder Fotos zu bestimmten Themen mit den Eltern angeschaut werden. 10-15 Minuten am Stück sind hier jedoch das empfohlene Maximum pro Tag.
  • 4 bis 5 Jahre. Zwischen 4 und 5 Jahren wird eine maximale Bildschirmzeit von einer halben Stunde am Tag empfohlen. Unter Aufsicht können Kinder in diesem Alter auch eigenständig altersgerechte Lern- und Spiele-Apps ausprobieren. Empfohlen werden nicht mehr als 30 Minuten Bildschirmzeit am Tag.
  • 6 bis 8 Jahre. Im Volkschulalter interessieren sich Kinder zunehmend für digitale Spiele, auch wenn sie selbst zumeist noch keine Smartphones und Co. besitzen. Es müssen daher klare Zeitlimits vereinbart und eventuell auch technische Einstellungen für ein gefahrloses Surfen vorgenommen werden. Kinder sind in diesem Alter noch besonders auf die elterliche Medienkompetenz angewiesen: Inhalte sollten gemeinsam mit Eltern besprochen und beurteilt werden.
  • 8 bis 10 Jahre. Inwieweit die eigenen Kinder selbstständig und gefahrlos in diesem Alter surfen dürfen, liegt im Ermessen der Eltern und hängt von den individuellen Kompetenzen des Kindes ab. Kinderschutzprogramme sollten dennoch eingerichtet, ein Zeitplan beziehungsweise Rahmenbedingungen festgelegt werden.
  • 10 bis 11 Jahre. In diesem Alter besitzen Kinder oft schon eigene internetfähige Geräte. Generelle Verbote sind zu vermeiden. Stattdessen können Eltern Interesse für das Online-Verhalten der Kinder zeigen. Klare Rahmenbedingungen für die zeitliche Nutzung sind auch in diesem Alter empfehlenswert. Außerdem sollten Erziehungsberechtigte mögliche Risiken offen mit ihren Kindern besprechen und digitale Medien auch als Lern- und Arbeitsmöglichkeit präsentieren.
  • Ab 12 Jahren. Ab diesem Alter sind inhaltliche Beschränkungen immer weniger sinnvoll, da sie von den Heranwachsenden einfach umgangen werden. In Hinblick auf die Pubertät ist vor allem eine offene Gesprächsbasis wichtig.

Tipp

Für Android-Geräte gibt es die kostenlose Family-Link-App. Sie ermöglicht es Eltern, die Aktivitäten ihrer Kinder beim Surfen zu beobachten und nach Wunsch zu beschränken. Für Apple-Geräte (iOS) ist eine vergleichbare Funktion bereits vorinstalliert: Unter dem Punkt „Bildschirmzeit“ in den Geräteeinstellungen können Eltern Inhalte beschränken oder Zeitlimits für die Internetnutzung definieren.

Handyspiele für Kinder: Probleme und Risiken

Die übermäßige Nutzung von digitalen Medien kann in sehr schweren Fällen zu Entwicklungsstörungen des Kindes führen. Als solche Folgeschäden sind in der psychologischen Forschung unter anderem ein verzögerter Spracherwerb oder die Internet- beziehungsweise Spielsucht, die mit einer Reihe weiterer Begleitsymptome (Konzentrationsschwierigkeiten, Desinteresse für Schule und andere altersgemäße Freizeitbeschäftigungen etc.) einhergehen kann, dokumentiert. Aus diesem Grund empfehlen Expertinnen und Experten, Kinder unter sachkundiger Begleitung an neue Medien heranzuführen, um ihre Medienkompetenz frühzeitig zu fördern. Weitere Risiken im Zusammenhang mit Handyspielen sind zum Beispiel:

  • In-App-Käufe. Viele Apps sind zunächst kostenlos im App-Store erhältlich. Bei In-App-Käufen (auch: In-Game-Käufe) können anschließend bestimmte Premium-Funktionen, Abonnements oder Verbesserungen (zum Beispiel neue Levels, neue Charaktere, zusätzliche Ressourcen) im Spiel dazugekauft werden. Apps, die solche käuflichen Inhalte anbieten, sind im App-Store entsprechend gekennzeichnet. Expertin Barbara Buchegger meint dazu: „Viele der kostenlosen Spiele-Apps finanzieren sich über In-App-Käufe. Kinder sind schnell dazu verleitet, dafür Geld auszugeben. Wenn Kinder ihr eigenes Taschengeld dafür ausgeben wollen oder von ihren Großeltern entsprechende Gutscheine bekommen, ist es letztendlich Verhandlungssache. Problematisch ist es natürlich, wenn Kinder die Smartphones ihrer Eltern verwenden und darauf digitale Kreditkarten hinterlegt sind.“
  • Cyber-Mobbing. Bereits 17 % aller Kinder und Jugendlichen waren bereits Opfer von Cyber-Mobbing, häufig auch durch Kommunikationskanäle in Online-Spielen. Lesen Sie hierzu auch eine Studie von Saferinternet.at
  • Cyber-Grooming. Über Spiele-Chats stellen pädophil veranlagte Erwachsene den Kontakt zu minderjährigen Kindern her. Für nähere Informationen lesen Sie hierzu auch „Cyber-Grooming – Wie kann ich mein Kind vor sexueller Belästigung im Internet schützen?
  • Werbung. Werbung hat in Spiele-Apps für Kinder nichts verloren. Da Werbe-Einblendungen das Spielvergnügen stören, tippen Kinder häufig darauf und können hierdurch in eine Kostenfalle tappen. Buchegger warnt zudem: „Wenn Eltern ihr Handy mit dem Kind teilen, kann es sein, dass in einer Spiele-App personalisierte Werbung für Erwachsene angezeigt wird.“
  • Datenschutz. Vorsicht vor Apps, die bereits bei der Installation für das Spiel nicht notwendige Daten wie zum Beispiel die Gerätenummer oder den Standort abfragen. Personenbezogene Daten dürfen für Werbezwecke ausschließlich dann verwendet werden, wenn die Userin oder der User in den AGBs der Spieleapp über die Datenverarbeitung informiert wurde und diesen zugestimmt hat.

Hinweis

Die Nutzung digitaler Medien durch Kinder lässt sich auf vielfältige Weise reglementieren. Ein generelles Verbot ist in der Regel keine gute Lösung. Allgemeine Praxistipps und Hinweise zu technischen Einstellungsmöglichkeiten finden Sie in der von ISPA und Saferinternet.at herausgegebenen Broschüre „Technischer Kinderschutz im Internet“.

Letzte Aktualisierung: 24. Februar 2022

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria