Visuelle Recherche mit „Google Lens“: Anwendung und Sicherheitsaspekte

Sie haben ein Foto und wüssten gerne mehr über das abgebildete Objekt? Abhilfe schafft die Bilderkennungssoftware Google Lens. Was bei ihrer Verwendung zu beachten ist, erfahren Sie hier.

Eine Kamera liegt neben einem Laptop
  Foto: Pixabay

Sie wollen die Quelle eines Fotos ermitteln, suchen nach dem Anbieter des darauf abgebildeten Kleidungsstücks oder wüssten gerne, was der fremdsprachige Text im Bild übersetzt bedeutet? Die Bilderkennungssoftware Google Lens hilft Ihnen mittels Rückwärts-Bildersuche bei der Beantwortung Ihrer Fragen.

Was kann Google Lens?

Google Lens ist eine kostenlose Software zur Bilderkennung, die 2017 erstmals als Betaversion in bestehende Google Apps integriert wurde. Im Folgejahr kam auch eine eigenständige App hinzu, die jedoch nur auf bestimmten Geräten funktionierte. Im Jahr 2022 wurde Google Lens schließlich anstatt der bisherigen Bilder-Rückwärtssuche in die Google-Suche integriert und dadurch einem breiten Publikum bekannt. Google Lens nutzt maschinelles Lernen und Computer-Vision, um Bilder in Echtzeit zu analysieren. Sie ist damit eine generative künstliche Intelligenz (KI), die sowohl Objekte als auch Text erkennen kann. Nachdem die KI die abgebildete Form identifiziert hat, gleicht sie diese mit Googles umfangreicher Bild- und Informationsdatenbank ab und liefert passende Ergebnisse wie die Bildquelle, ähnliche Fotos oder Shopping-Angebote.

Je nach Bildinhalt recherchiert die Google Lens außerdem Pflanzen- und Tierarten, Informationen zu Personen oder Sehenswürdigkeiten und hilft sogar bei der Lösung mathematischer Aufgaben. Ist auf dem Bild ein Text zu sehen, übersetzt die App diesen in eine beliebige Sprache. Google Lens erkennt zudem Termine oder Kontaktdaten und speichert sie automatisch auf dem Smartphone.

Hinweis

Nähere Informationen zu KI-Bildgeneratoren erhalten Sie im Beitrag „Bild-KI: Was die Bildgeneratoren können und wie sie funktionieren“.

Wie funktioniert die Bilderkennung?

Je nachdem, nach welchen Informationen Sie suchen, öffnen Sie die Google Lens App, eine andere App mit integrierter Google Lens oder die Google-Website im Browser, um die Bilderkennung anzuwenden. Fügen Sie ein Bild (Screenshot oder Foto aus Ihrer Fotogalerie) entweder per Drag-and-Drop, via Bild-Link oder als Datei-Upload hinzu. Sobald die KI mit dem Bild „gefüttert“ wurde, startet sie die Analyse und Informationssuche. Es ist außerdem möglich, Live-Kameraaufnahmen direkt in der App zu machen und zusätzlich auch mittels Stimmeingabe im Google Assistant eine Frage beziehungsweise einen Befehl zu formulieren – etwa „Welches Gebäude ist das?“ oder „Übersetze den Schriftzug ins Deutsche“.

Hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  1. Öffnen Sie auf ihrem Smartphone eine App die Google Lens unterstützt (z.B. Google Lens, Google App, Google Fotos, Google Assistant, Google Kamera) und klicken Sie gegebenenfalls auf das Google-Lens-Symbol.
  2. Richten Sie die Kamera auf ein beliebiges Objekt oder einen Text und tippen Sie darauf beziehungsweise markieren Sie den Textabschnitt, den Sie übersetzen wollen.
  3. Bei Google Assistant können Sie außerdem durch Tippen auf das Mikrofon-Symbol Ihre Frage formulieren.

Hinweis

Durch die Einführung von Googles multimodalem Sprachmodell „Gemini“ im Jahr 2024 wurde auch Google Lens weiterentwickelt. Dank der verbesserten KI hinter Gemini kann Google Lens auch Audio oder Video erkennen und analysieren. So kann etwa ein Video aufgenommen und der KI zum inhaltlichen Kontext eine Frage gestellt werden.

Kritik an Googles Bilderkennung

Nutzerinnen und Nutzer, die Google Lens in einer App verwenden wollen, müssen umfangreichen Zugriffsrechten (etwa Kamera und Fotogalerie) zustimmen und ihre Erlaubnis für die Aufzeichnung von Audio- und Sprachaktivitäten erteilen. Ohne diese Berechtigungen funktioniert Google Lens nicht. So sieht und hört Google bei der Verwendung von Lens gewissermaßen, was das Smartphone sieht und hört – auch wenn dies sensible persönliche Informationen sind. Datenschützerinnen und Datenschützer haben daher Bedenken mit Blick auf den Schutz der Privatsphäre geäußert. Google wiederum versichert, die Daten der Nutzerinnen und Nutzer vertraulich zu behandeln und nicht zu verkaufen. Allerdings werden die Daten laut Google durchaus verarbeitet, um die hauseigenen Dienste zu verbessern und um personalisierte Funktionen innerhalb der Dienste bereitzustellen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, die gespeicherten Google-Lens-Aktivitäten im Google-Konto manuell zu löschen oder die „Web- & App-Aktivitäten“ zu deaktivieren.

Alternativen zu Google Lens

Google Lens ist sowohl als „Stand-alone-App“ verfügbar, als auch integriert in andere Apps oder der Google-Webseite. Die Apps sind mittlerweile sowohl im Google Play Store für Android-Geräte als auch in Apples App Store verfügbar. Es gibt aber auch Alternativen mit ähnlichen Funktionen:

  1. Visuelles Nachschlagen: Die Anwendung ist ausschließlich auf Apple-Geräten ab dem Betriebssystem iOS 15 verfügbar und erkennt zum Beispiel Objekte, Kunstwerke, Sehenswürdigkeiten oder Tierarten. Ist „Visuelles Nachschlagen“ für ein Foto verfügbar, erscheint unter dem Bild ein Info-Symbol mit Sternen. Ein Klick darauf zeigt die Ergebnisse von „Siri-Wissen“.
  2. TinEye: Die kostenlose Webseite TinEye funktioniert ohne Installation im Webbrowser, bietet aber ebenso Erweiterungen für Chrome und Firefox. Auch hier lässt sich ein Foto als Datei oder Link hinzufügen. Die Datenbank des Services umfasst mittlerweile 65 Milliarden Fotos und wird laufend erweitert.
  3. RevEye: Das Browser-Add-on für Chrome und Firefox ist kostenlos, muss jedoch vor der Anwendung installiert werden. Durch einen Rechtsklick und die Auswahl von „Reverse Image Search“ sucht RevEye nicht nur in einer eigenen Datenbank, sondern nutzt auch die Datensammlungen von Google, Bing, Yandex und TinEye.
Letzte Aktualisierung: 4. Juli 2024

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria