Gemeinsam gegen Desinformation: Das EFCSN im Porträt

Das European Fact-Checking Standards Network (EFCSN) vereint Faktencheck-Organisationen aus ganz Europa. Mit der APA ist auch Österreich in diesem Netzwerk vertreten.

Von Personen nach vorne gehaltene Kameras und Fotoapparate im Close-Up
Im Kampf gegen Desinfo. Foto: Adobe Stock

Gezielt verbreitete Falschinformationen stellen eine ernsthafte Bedrohung für unsere Gesellschaft dar, denn sie können die Gemeinschaft schwächen und demokratische Prozesse untergraben. Neue Technologien (Deepfakes, KI-gesteuerte Bots) machen es möglich, Falschinformationen in nie dagewesener Geschwindigkeit herzustellen und im digitalen Raum zu verbreiten. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Medien müssen sich besser gegen Desinformation wappnen, um nicht selbst zur Verbreitung von Fake News beizutragen. Viele Medienhäuser und Verlage haben daher eigene Faktencheck-Abteilungen eingerichtet, um dem Wahrheitsgehalt von im Netz kursierenden Informationen auf den Grund zu gehen. Um der Flut an Falschinformationen wirkungsvoll entgegenzutreten, bedarf es aber auch gemeinsamer Anstrengungen über Landesgrenzen hinweg.

Hinweis

Näheres zur Verbreitung von Falschinformationen finden Sie in unserem Schwerpunkt „Desinformation“.

Das 2020 gegründete European Fact-Checking Standards Network (EFCSN) hebt die europäische Zusammenarbeit im Kampf gegen Desinformation auf eine neue Ebene. Das Netzwerk wurde mit Unterstützung der EU ins Leben gerufen und zählt 47 Faktencheck-Organisationen aus über 30 europäischen Ländern. Dem EFCSN steht ein elfköpfiges Leitungsgremium vor, dessen Mitglieder von den teilnehmenden Organisationen gewählt wird.

Für freie Meinungsäußerung, gegen Falschinfos

Das EFCSN hat sich zum Ziel gesetzt, die Verifikation von Fakten mit den höchsten (medienkritischen) Standards zu kombinieren und so Desinformation zu bekämpfen. Außerdem will die Organisation dazu beitragen, die Medienkompetenz der Menschen im Sinne des Gemeinwohls zu stärken. Sie setzt Maßnahmen, um den Zugang zu faktengeprüften, vertrauenswürdigen Daten und Informationen zu fördern und um die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, wie sie den Wahrheitsgehalt von Informationen besser beurteilen kann.

EFCSN: Code of Standards sichert Qualität

Die Mitglieder des EFCSN sind dem European Code of Standards for Independent Fact-Checking Organisations verpflichtet: Dieser soll sicherstellen, dass Organisationen, die Informationen überprüfen und Faktenchecks durchführen, die höchsten Standards in Bezug auf Methodik, Ethik und Transparenz einhalten und stets im öffentlichen Interesse handeln. 

Der European Code of Standards erstreckt sich auf:

  • die Struktur der Gesamtorganisation und ihrer Teams
  • die Methodik der journalistischen Arbeit
  • die Transparenz der Finanzierung und deren Unabhängigkeit
  • die redaktionelle Unabhängigkeit
  • die politische Neutralität der Faktencheckerinnen und Faktenchecker
  • die ethischen Grundsätze der Organisation

Um verifiziertes Mitglied zu werden, durchlaufen die Faktencheck-Organisationen einen strengen Bewertungsprozess durch externe Prüfer, die Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der Desinformation und des Journalismus im jeweiligen Heimatland sind. Die Mitgliedschaft gilt für zwei Jahre, dann ist eine neuerliche Bewerbung notwendig. Für kleinere Faktencheck-Einheiten bietet das EFCSN auch ein Mentoringprogramm an und leistet Hilfe bei der Etablierung eines professionellen Systems für die Prüfung von Informationen.

APA als neues Mitglied des EFCSN

Österreich ist gleich mit zwei Organisationen im EFCSN vertreten: Im Februar 2024 wurde die Austria Presse Agentur (APA) vom EFCSN zertifiziert. Das Team des APA-Faktenchecks wird sich an gemeinsamen Projekten beteiligen und Know-how mit anderen beteiligten Organisationen austauschen. Bereits seit 2023 ist außerdem die Plattform Medizin Transparent Teil des Netzwerks. Sie hinterfragt Gesundheitsmythen sowie gesundheitsbezogene Aussagen in Werbung und Medien, überprüft wissenschaftliche Studien auf seriöse Belege für Gesundheitsbehauptungen und veröffentlicht gesicherte (evidenzbasierte) Informationen. Der unabhängige Faktencheck-Service ist ein Projekt von  Cochrane Österreich an der Universität für Weiterbildung Krems.

Woran das EFCSN derzeit arbeitet – 3 Beispiele:

- Climate Facts Europe: Das EFCSN hat die Datenbank Climate Facts Europe ins Leben gerufen, die von der European Climate Foundation unterstützt wird. Ziel der Initiative ist es, die länderübergreifende Zusammenarbeit bei der Entlarvung von Klima-Desinformation zu verbessern und gleichzeitig den Zugang zu verifizierten Klimainformationen zu fördern. Ein Warnsystem informiert die teilnehmenden Organisationen sowie die Europäische Klimastiftung über grenzüberschreitende Klima-Desinformationskampagnen und -Mythen.

- AI@EUElections: In Kooperation mit dem Internetkonzern Meta bietet das EFCSN Trainings für Faktencheckerinnen und Faktenchecker an, um diese in der Identifizierung von künstlich erzeugten und digital veränderten Inhalten zu schulen. Das EFCSN setzt dabei etwa auf eine Sensibilisierungskampagne, um die Medienkompetenz zu fördern und der Öffentlichkeit die Identifizierung solcher Inhalte zu erleichtern.

- Elections24Check: Das EFCSN hat in Zusammenarbeit mit der Google News Initiative eine Fact-Checking-Datenbank entwickelt, die politische Faktenchecks sammelt und kategorisiert. Sie weist Berichte über transkontinentale Trends aus, die von über 40 Faktencheck-Organisationen in ganz Europa gemeldet wurden. Die Nutzerinnen und Nutzer können nach Artikeln in verschiedenen Sprachen suchen sowie nach Ländern, politischen Parteien und Themen wie Klimawandel, Sicherheit oder Verteidigung filtern. Nähere Infos zu diesem Projekt finden Sie auch im Beitrag "Fakten checken mit der Datenbank von Elections24Check: Ein Überblick".

Tipp

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Letzte Aktualisierung: 6. Juni 2024

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria