Das dezentrale Finanzwesen: Wie funktioniert eine Blockchain?

Eine Blockchain dokumentiert Transaktionen – und zwar verschlüsselt und automatisiert. So ermöglicht sie ein dezentrales Finanzwesen, das ohne Banken oder vermittelnde Kontrollinstanzen (Finanzintermediäre) auskommt.

Kette als Symbol für Blockchain-Technologie
DeFi und Blockchain. Foto: Adobe Stock

Bis vor wenigen Jahren konnte man es sich gar nicht anders vorstellen: Zahlungsverkehr und Finanzdienstleistungen, wie Kredite, wurden ausschließlich über Finanzinstitute abgewickelt, also über große zentrale Vermittler, denen man Vermögenswerte und Geldmittel anvertraute.

Ganz anders funktioniert das dezentrale Finanzwesen (DeFi). Schon der Name verrät: Finanztransaktionen kommen hier ohne das klassische Bankwesen aus. Konkret bedeutet das, dass Nutzerinnen und Nutzer nur einen Internetzugang benötigen, um direkt untereinander Transaktionen, etwa Investitionen oder Tauschgeschäfte, durchzuführen. Es gibt keine übergeordnete Instanz, welche die Geschäfte kontrolliert, auch eine Bankverbindung ist nicht mehr notwendig. Dadurch können auch Menschen am globalen Finanzsystem teilnehmen, die zuvor keine Gelegenheit dazu hatten.

Möglich macht das die Blockchain, eine digitale Technologie, die das Finanzwesen in bestimmten Anwendungsfällen effizienter und sicherer macht. Das dezentrale Finanzwesen zielt jedoch nicht darauf ab, das traditionelle Bankwesen komplett zu ersetzen. Es geht eher darum, dieses zu ergänzen und zu verbessern. So nutzen zunehmend auch Akteure aus dem klassischen Finanzwesen Blockchain-Anwendungen.

In diesem Beitrag erfahren Sie, wie die Blockchain-Technologie in ihren Grundzügen funktioniert wie sicher sie für Anwenderinnen und Anwender ist.

Was ist eine Blockchain und wie funktioniert sie?

Erstmals bekannt wurde Blockchain als Technologie, auf deren Basis die Kryptowährung Bitcoin funktioniert. Sie ist eine Art Datenbank, die kryptografisch verschlüsselt ist und verschiedene Datenblöcke miteinander verbindet. Man kann sie sich als eine Kette vorstellen, in der die miteinander verbundenen Datenblöcke weder verändert noch verschoben oder ersetzt werden können. Das schützt die Blockchain vor Manipulationen durch Dritte.

Der Vorteil einer Blockchain liegt vor allem darin, dass Finanztransaktionen als unveränderlicher Datenblock in der Kette aufgezeichnet werden. In ihrer Funktion kommt die Blockchain also einem Grundbuch nahe. Nur: Die Transaktionsbedingungen werden automatisiert und ohne das Eingreifen Dritter in die Blockchain eingeschrieben. Die Datenblöcke sind unveränderlich und für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sichtbar – es handelt sich dabei um „Smart Contracts“, also intelligente Verträge.

Das Ganze funktioniert unabhängig von einer zentralen Verwaltung, man spricht stattdessen von „on-chain-governance“. Im Gegensatz zu herkömmlichen Verträgen sind Smart Contracts nachvollziehbarer und sicherer. Eine nachträgliche Fälschung der Kette gilt als nahezu unmöglich. Smart Contracts bilden die Grundlage für die meisten Instrumente des dezentralen Finanzwesens, also Kryptowährungen, dezentrale Handelsplattformen („DEX“) sowie dezentrale Formen der Kreditvergabe.

Was für Arten von Blockchain-Netzwerken gibt es?

Mit der Blockchain-Technologie können verschiedene, in sich geschlossene Blockchain-Netzwerke aufgebaut werden. Grundsätzlich lassen sich zwei Arten solcher Netzwerke unterscheiden.

    • Öffentlich: Bitcoin ist das Paradebeispiel eines öffentlichen, maximal dezentralen Blockchain-Netzwerks. Transparenz und Zugänglichkeit sind die Stärken öffentlicher Netzwerke, doch sie bringen auch Nachteile mit sich, beispielsweise einen geringen Datenschutz für Transaktionen, und sie erfordern eine hohe Rechenleistung.
    • Privat: Im Gegensatz zu öffentlichen Blockchain-Netzwerken gibt es hier eine Organisation, die kontrolliert, wer teilnehmen darf, und die das Netzwerk verwaltet. Ein privates Blockchain-Netzwerk ist also etwas weniger dezentral als ein öffentliches. Transaktionen innerhalb des Netzwerks bleiben nachvollziehbar, allerdings nur für die Teilnehmenden. Das bietet gegenüber öffentlichen Blockchain-Netzwerken den Vorteil von mehr Kontrolle über Zugriffsrechte und besseren Datenschutz. Private Blockchains sind deshalb vor allem für Unternehmen interessant, beispielsweise in der internen Buchführung oder im Lieferkettenmanagement.
    • Mischformen: Der Grad der Dezentralität kann je nach dem, wie die Blockchain-Technologie im Einzelfall angewendet wird, stark variieren. So ermöglicht es eine Konsortial-Blockchain, die Verantwortung für das Netzwerk unter mehreren Unternehmen oder Organisationen aufzuteilen.
Hinweis

Was zeichnet Blockchain-Netzwerke sonst noch aus? Der Beitrag „Überblick über die Blockchain-Technologie“ erklärt die wichtigsten Grundlagen.

Wie sicher ist eine Blockchain?

Die Sicherheit einer Blockchain hängt immer vom konkreten Anwendungsfall ab.

Einerseits stimmt es, dass Blockchains im Vergleich zu vielen herkömmlichen Finanz- und Vertragsinstrumenten resistenter gegen Manipulation und Fälschung sind. Andererseits ist das nur ein Teil der Wahrheit. Denn das dezentrale und nichtinstitutionelle System birgt auch Nachteile, beispielsweise bei der Aufbewahrung von Vermögenswerten.

Wer etwa den Schlüssel zu seiner Wallet verliert, hat oft keine Möglichkeit mehr, auf diese zuzugreifen. Daher empfiehlt es sich, eine Online-Wallet zu nutzen und den Wallet-Schlüssel einem Krypto-Broker anzuvertrauen. Allerdings verlässt man sich in diesem Fall eben doch auf einen Vermittler, wodurch das Risiko von Hacking oder eines Datenlecks steigt.

Wenn einmal Probleme auftreten, ist es bei einer „on-chain governance“ schwierig oder gar nicht möglich, sich an eine verantwortliche Stelle zu wenden.

Traditionelle Finanzdienstleister wie eine Bank bieten hingegen den Vorteil, dass Sie als Nutzerin und Nutzer im Problemfall einen verantwortlichen Ansprechpartner haben. Wenn Sie ein Passwort oder eine Kreditkarte verlieren, stellt Ihnen die Bank eine neue aus. Geht Ihre Bank pleite, garantiert außerdem der Staat zumindest teilweise für Ihre Vermögenswerte.

Insgesamt steckt das dezentrale Finanzwesen mit all seinen Potenzialen noch in den Kinderschuhen. Nicht zuletzt bestehen rechtliche Unsicherheiten: Unklar ist beispielsweise, in welchen Fällen Nutzerinnen und Nutzer beim Kontrahieren mit anonymen Parteien gegen das Finanzmarkt-Geldwäschegesetz verstoßen. Denn aufgrund der Pseudonymität sind Blockchain-Netzwerke ein attraktives Umfeld für Geldwäsche. Da könnte es beispielsweise passieren, dass man als Nutzerin oder Nutzer, ohne es zu wissen, mit Kriminellen Crypto-Coins tauscht, ihnen damit bei der Geldwäsche behilflich ist und sich selbst strafbar macht.

Tipp

Welche verschiedenen Arten von Wallets es gibt und wie Sie bei Krypto-Transaktionen für mehr Sicherheit sorgen, erklärt der Beitrag „Sichere Verwendung von Kryptowährungen“.

Letzte Aktualisierung: 16. Jänner 2025

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria