Datenlöschung auf Social Media: Wie lassen sich Daten in sozialen Netzwerken zuverlässig löschen?

Haben Sie online peinliche Postings über Ihre Person entdeckt oder nutzen Sie ihren Social-Media-Account einfach nicht mehr, sollen eben jene Daten möglichst rasch und nachhaltig aus dem Internet verschwinden. Wie Sie dabei auf Sozialen Medien vorgehen müssen, wird im Interview erklärt.

Figur, mit Rasenmäher steht auf einer Computerfestplatte
Datenlöschung auf Social Media Foto: Adobe Stock

Peinliche Fotos auf Instagram, unüberlegte Postings auf Twitter oder das mittlerweile ungenutzte Social-Media-Profil auf der Plattform des Facebook-Vorgängers MySpace – unerwünschten Web-Inhalte und Datenleichen finden sich beinahe bei jeder Internetnutzerin und jedem Internetnutzer. Denn wer sich seit Jahren in der Online-Welt bewegt, hinterlässt im Laufe der Zeit auch Spuren. Diese Daten erlauben nicht nur potenziellen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, sowie jeder anderen interessierten Person, sich ein relativ detailliertes Bild über Ihren Lebens- und Karriereweg zu machen. Sie bieten auch Cyber-Kriminellen zahlreiche Angriffsflächen, um Sie mit ungewünschtem Spam- oder Hack-Angriffen aus der Reserve zu locken. Sparsam mit seinen Daten im Internet umzugehen, ist deshalb auch ein Tipp, den Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin der Online-Plattform Saferinternet.at, jeder Userin und jedem User vorab geben würde. Sind die persönlichen Informationen erstmal auf Social Media und in den Weiten des Internets verankert, ist es sehr schwer, sie dort auch wieder wegzubekommen. Im Interview erklärt die Expertin, wie Userinnen und User bei einem Löschbegehren vorgehen müssen und welche Hürden sich Ihnen dabei manchmal in den Weg stellen.

Es heißt, das Internet vergisst nie. Wie lassen sich Daten dennoch zuverlässig und nachhaltig von Sozialen Medien löschen?
Barbara Buchegger: Zweifelsohne ist es so, dass gerade peinliche oder nachteilige Inhalte immer wieder auftauchen und nicht in Vergessenheit geraten. Sollen sie verschwinden, ist es immer wichtig, darauf zu achten, wo die Inhalte veröffentlicht wurden. Dort muss jede einzelne Website, jede einzelne Autorin und jeder einzelne Autor dazu gebracht werden, die jeweiligen Inhalte zu löschen. Oft wurden sie ja nicht nur bei uns gepostet, also auf dem eigenen Social-Media-Profil oder in einer Gruppe, bei der ich Admin bin, sondern etwa auch von jemand anderem geteilt. In Google kann ich mithilfe eines Formulars auch das Löschen eines Suchbegriffs mit meinem Namen beantragen, damit negative Inhalte nicht mehr so schnell auffindbar sind. Das ist der erste Schritt.

Handelt es sich um ein bestimmtes Bild, hilft mir Google mit der Rückwärts-Bildersuche dabei herauszufinden, wo dieses Bild überall veröffentlicht wurde. In sozialen Netzwerken kann ich solche Inhalte auch zum Beispiel aus Urheberrechts-Gründen melden. Immerhin könnte mein Recht am eigenen Bild verletzt worden sein. Soziale Netzwerke löschen Bilder aber meist nur, wenn für sie auch nachvollziehbar ist, warum es gelöscht werden soll. Ein Nacktfoto würden sie mit Sicherheit löschen. Wenn ich aber auf einem Partyfoto nicht mehr ganz so taufrisch aussehe, werden sie es erfahrungsgemäß eher nicht entfernen. Da ist es dann sinnvoller, die Person, die es gepostet hat, darum zu bitten.

Hinweis

Die Internet-Ombudsstelle gibt Anleitungen und Hilfestellungen zur Datenlöschung auf verschiedenen Plattformen und Suchmaschinen. Wie Sie etwa Fotos und Videos aus dem Internet löschen können erfahren Sie hier. Welche Rechte Nutzerinnen und Nutzer haben, lesen Sie unter „Wie mache ich mein Recht auf Löschung geltend?“.

Worauf muss beim Löschvorgang besonders geachtet werden? Gibt es einen speziellen Ablauf, der eingehalten werden sollte?
Buchegger: Nein, den gibt es nicht. Bei Löschbegehren ist es am allerwichtigsten, dass ich immer wieder überprüfe, was über mich im Internet oder auf Sozialen Medien gefunden werden kann. Wenn ich also einmal eine Userin oder einen User zum Löschen von ungewünschten Inhalten über mich auffordere, muss ich mich einerseits vergewissern, ob sie wirklich gelöscht wurden. Andererseits sollte ich ein paar Tage später aber trotzdem nochmal nachschauen, was nun über mich zu finden ist. Das würde ich als einen wichtigen Tipp ansehen. Man kann auch einen Google Alert zu bestimmten Inhalten, beispielsweise zu meinem Namen oder zu Vorfällen, bei denen ich negativ dargestellt wurde, einrichten. Dann werde ich automatisch informiert. Ich muss da leider immer dranbleiben. Das ist wahrscheinlich die größte Herausforderung und Schwierigkeit.

Hinweis

Hilfreiche Tipps wie Sie Ihre digitale Identität verschwinden lassen können, erfahren Sie in der Schritt-für-Schritt-Anleitung des Privatsphäre-Leitfadens von saferinternet.at.

Welcher Unterschied besteht zwischen dem Deaktivieren und dem Löschen eines Accounts?
Buchegger: Meinen Account löschen muss ich immer auf der Webseite des sozialen Netzwerks direkt. Das bedeutet, dass meine Account-Informationen aus den Datenbanken der Plattform entfernt werden. Manche Leute glauben, es würde reichen, einfach die App vom Handy zu löschen. Das hat allerdings überhaupt nichts mit den Account-Informationen im sozialen Netzwerk zu tun – ich habe nur keinen Zugang mehr dazu. Und das ist auch beim Deaktivieren so. Deaktiviere ich zum Beispiel mein Profil bei Facebook, werden die Inhalte nicht mehr angezeigt, sie sind aber nach wie vor in den Datenbanken des sozialen Netzwerks vorhanden. Wenn ich mich einige Zeit später entscheide, es wieder zu aktivieren, dann sind auch meine Daten und Inhalte wieder da. Das kann in manchen Fällen sinnvoll sein, wenn ich ein soziales Netzwerk derzeit nicht privat nutze, es aber möglicherweise in der Zukunft beruflich benötige. Wenn ich aber mit den Inhalten, die ich gepostet habe, nichts mehr zu tun haben möchte, macht das Löschen des Kontos mehr Sinn.

Hinweis

In der Internet Service Providers Austria (ISPA)-Broschüre „Der digitale Nachlass“ kann nachgelesen werden, was mit der Onlinepräsenz von Internetnutzerinnen und -nutzern nach deren Ableben passiert und welche Vor- und Nachsorgemöglichkeiten Userinnen und User sowie deren Hinterbliebene haben.

Welche Privatsphäre-Einstellungen sollten Userinnen und User generell vornehmen, damit private Daten auf ihrem Profil sicher sind?
Buchegger: Das lässt sich nicht so allgemein beantworten, weil es davon abhängt, was ich mit meinem Account machen möchte. Ist es ein Account, mit dem ich öffentliche Präsenz zeigen und mich, was ich kann und womit ich mich beschäftige, darstellen möchte, dann wird mein Account öffentlich einsehbar sein. Habe ich aber einen Account, dessen Zweck es ist, mich mit Freunden und Familie zu privaten Dingen auszutauschen, dann ist es wichtig, die Privatsphäre-Einstellungen möglichst genau zu beschränken.

Ich kann in allen sozialen Netzwerken Einstellungen treffen, um meine Privatsphäre zu schützen. Aber das ist von Netzwerk zu Netzwerk unterschiedlich. Generell sind die meisten aber so eingestellt, dass prinzipiell alles öffentlich sichtbar ist. Ich muss mich also jedes Mal damit konkret beschäftigen. Anfangs ist es auf jeden Fall sinnvoll, alles auf privat einzustellen, bis ich sozusagen meinen Weg in diesem sozialen Netzwerk gefunden habe.

Hinweis

Welche Privatsphäre-Einstellungen auf sozialen Medien vorgenommen werden sollten und welche Probleme dabei auftreten können lesen Sie unter „Privatsphäre auf Social Media-Plattformen“. Nähere Informationen rund um das Thema finden Sie außerdem im gleichnamigen Schwerpunkt.

Welche Unterschiede gibt es bei der Profillöschung zwischen europäischen und amerikanischen Unternehmen, wenn man einen Blick auf das Thema Datenschutz wirft?
Buchegger: Ich bin keine Juristin, aber ganz generell würde ich sagen, ist der große Unterschied, dass in Europa die Datenschutzgrundverordnung gilt, die Userinnen und User schützt. Das heißt, wir müssen einerseits zustimmen, wenn unsere Daten verwendet werden und andererseits auch Auskunft darüber bekommen, was mit unseren Daten passiert. In Amerika ist das nicht so, da gibt es eigentlich keinen Datenschutz. Amerikanische Userinnen und User sind daher – den Eindruck habe ich – einem größeren „Ausprobieren“ der sozialen Netzwerke ausgesetzt. Und es ist wahrscheinlich auch schwieriger, Fotos oder andere Inhalte aus dem Internet oder von den sozialen Medien zu löschen.

Ich kann mir aber nirgends hundertprozentig sicher sein, dass Daten zuverlässig gelöscht werden. Ich kann mich aber anstrengen, dranbleiben und es möglichst versuchen. Daher ist es auch sinnvoll, sparsam mit seinen Daten umzugehen und sich vorher zu überlegen, wo ich was poste und wem ich es zugänglich mache.

Letzte Aktualisierung: 2. Mai 2022

Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria