Bluetooth-Tracker: Die praktischen Helfer sicher nutzen
Ortungsgeräte wie Apples AirTag erfreuen sich großer Beliebtheit – nicht nur bei vergesslichen Menschen. Sie sind aber auch anfällig für Missbrauch. So können Sie sich schützen.
Sie sind klein wie Münzen und können an Gegenständen wie Fahrrädern, Rucksäcken oder Schlüsseln angebracht werden – so lassen sich diese im Verlustfall zuverlässig orten: Bluetooth-Tracker sind Peilsender, die über Apps mit Smartphones verbunden sind. Mit ihnen können verloren geglaubte Dinge, aber auch Haustiere oder Personen leicht ausfindig gemacht werden.
Wie funktionieren Bluetooth-Tracker?
Anders als Ortungsdienste via GPS-Tracker, die über Navigationssatelliten kommunizieren, ist Bluetooth eine Funktechnologie, welche für die Kommunikation über kurze Entfernungen entwickelt wurde. In der Regel werden damit Medien zwischen Smartphones ausgetauscht oder Zubehör wie drahtlose Computermäuse, Lautsprecher oder Headsets mit Laptop oder Handy verbunden.
Voraussetzung für das Empfangen und Senden von Daten via Bluetooth ist ein im Gerät integrierter spezieller Chip und eine Software, um die Datenübertragung zu steuern. Für die Kommunikation wird das unlizenzierte 2,4-GHz-ISM-Frequenzband verwendet. Dabei handelt es sich um einen zulassungsfreien Frequenzbereich für sogenannte Short Range Devices (SRD), wie zum Beispiel Bluetooth-Tracker oder kabellose Kopfhörer. Das zu verbindende Gerät wird mittels einer 48 Bit langen MAC-Adresse identifiziert.
Im Vergleich zu GPS-Trackern verfügen die Peilsender zwar über eine geringere Reichweite von etwa 100 Metern, sind aber kleiner und in der Regel auch preiswerter. Bluetooth-Tracker sind außerdem sehr energieeffizient. Sie werden mit einer Batterie betrieben, die etwa einmal jährlich gewechselt werden muss.
Tracker schon seit 2013 auf dem Markt
Der erste Tracker auf Basis der Bluetooth-Technologie wurde von Tile entwickelt, er ist seit 2013 erhältlich und mittlerweile in mehreren Varianten verfügbar – in unterschiedlichen Größen und sogar als Aufkleber. Breite Bekanntheit erlangten die Tracker aber erst acht Jahre später, als Samsung und Apple ihre Produkte Galaxy SmartTag und AirTag auf den Markt brachten.
Hilfe aus dem Apple-Netzwerk
Der wohl populärste Bluetooth-Tracker ist der AirTag von Apple. Gegenüber den Konkurrenzprodukten hat er einen wesentlichen Vorteil: Ist ein mit AirTag versehener Gegenstand nicht in Bluetooth-Reichweite, hilft das „Wo ist?“-Netzwerk von Apple aus. Alle Apple-Geräte, die in diesem Netzwerk angemeldet sind, suchen dann automatisch und anonym nach verlorenen AirTags. Gelangt ein solcher in Bluetooth-Reichweite eines iPhones, wird die Position via iCloud an die Besitzerin beziehungsweise den Besitzer des Trackers weitergegeben. So helfen mehr als eine Milliarde Apple-Nutzerinnen und -Nutzer im Hintergrund bei der Suche. Samsung Galaxy SmartTags greifen ebenfalls auf das bestehende Gerätenetzwerk zurück, dieses ist allerdings wesentlich kleiner als jenes von Apple und deshalb auch weniger effektiv.
Hinweis
Welcher Bluetooth-Tracker der richtige für Sie ist, hängt in erster Linie von den Geräten ab, die Sie persönlich nutzen. Auf einen Tracker dieser Markenfamilie zurückzugreifen erleichtert die Integration in das eigene IT-Umfeld.
Große Erwartungen an Googles neue Plattform
Mittlerweile gibt es Bluetooth-Tracker von verschiedensten Herstellern und in unterschiedlichen Preisklassen. Als Alternative zum AirTag kommt beispielsweise der SkyTag des Zubehör-Anbieters 4smarts infrage, der sich ebenfalls das riesige „Wo ist?“-Netzwerk von Apple zunutze macht. Auch Google dürfte schon bald frischen Wind in den Markt bringen: Das Unternehmen hat 2023 einen Neustart seiner Plattform „Mein Gerät finden“ angekündigt, womit ein globales Netzwerk aus Android-Smartphones und weiteren Geräten der Google-Familie geschaffen werden soll.
Bluetooth-Tracker für heimliche Überwachung missbraucht
So praktisch die Tools sind, so anfällig sind sie auch für Missbrauch: Immer öfter werden Tracker für Stalking und heimliche Überwachung eingesetzt. In den USA haben sich rund 40 Stalking-Opfer einer bestehenden Klage gegen Apple angeschlossen. Auch die Strafverfolgungsbehörde Europol warnte bereits offiziell vor der Nutzung von Bluetooth-Trackern durch Verbrecherinnen und Verbrecher. Sie würden Schmuggelware, etwa Drogen, oder fremde Gegenstände, zum Beispiel Fahrzeuge, die sie zu stehlen beabsichtigen, mit den Geräten überwachen, so Europol.
Einheitlicher Sicherheitsstandard für Peilsender in Entwicklung
Um ihre Produkte besser gegen Missbrauch zu schützen, haben Apple und Google mittlerweile Funktionen integriert, die vor heimlichen Bluetooth-Trackern warnen und dabei helfen, diese aufzuspüren (siehe Aufzählung unten). Im Dezember 2023 legten die beiden Unternehmen außerdem erstmals einen Entwurf für einen branchenweit einheitlichen Sicherheitsstandard gegen ungewünschte Ortungen durch Bluetooth-Tracker vor. Dieser Leitfaden soll sämtlichen Herstellern dabei helfen, ihre Geräte mit Anti-Tracking-Diensten auf Plattformen wie iOS und Android kompatibel zu machen.
Was können Sie selbst gegen ungewolltes Tracking tun?
- Falls Sie Bluetooth auf Ihrem Endgerät gerade nicht benötigen, schalten Sie die Funktion aus.
- iPhone-Nutzerinnen und -Nutzer, die ihre Geräteortungsfunktion „Wo ist?“ aktiviert haben, erhalten einen Hinweis, wenn sich ein AirTag mit ihnen bewegt. Über die zugehörige App sehen sie auch, seit wann dies der Fall ist. Um den AirTag zu finden, kann man ihn über die „Wo ist?“-App einen Ton abspielen lassen.
- Für Android-Smartphones bietet Apple die App „Tracker Detect“ an, mit der AirTags und andere Apple-Geräte, die das „Wo ist?“-Netzwerk nutzen, geortet werden können. Befindet sich ein AirTag mehr als zehn Minuten lang in der Nähe, kann man diesen über die „Tracker Detect“-App mit einem Hinweiston ausfindig machen.
- In allen Android-Smartphones ab Version 6 ist die Funktion „Benachrichtigungen über unbekannte Bluetooth-Tracker“ integriert. Um sie zu nutzen, muss Bluetooth aktiviert sein.
Was tun, wenn man einen fremden Tracker bei sich entdeckt?
In diesem Fall können Sie über den NFC-Chip einige Informationen auslesen. Dazu muss der Tracker an die Rückseite des Smartphones gehalten werden – wurde die NFC-Funktion aktiviert, werden die verfügbaren Informationen auf dem Display angezeigt. Möchten Sie verhindern, dass das gefundene Gerät weiterhin den eigenen Standort verrät, so entfernen Sie am besten die Batterie. Wer sich sorgt, Stalking-Opfer geworden zu sein, sollte sich direkt an ein Gewaltschutzzentrum, eine Frauenberatungsstelle oder an die Polizei wenden, statt den Tracker eigenhändig zu entfernen.
Hinweis
Wie Sie die Standortermittlung Ihres Smartphones aktivieren und was Sie bei der Nutzung beachten sollten, lesen Sie im Beitrag „Das Handy orten: Was Sie über die Standortermittlung wissen müssen“.
Für den Inhalt verantwortlich: A-SIT Zentrum für sichere Informationstechnologie – Austria